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Leonidio – ein Kletterparadies?

Wer sich ein bisschen mit Klettermöglichkeiten im Süden Europas beschäftigt wird schnell auf Leonidio stoßen. Das kleine Dörfchen liegt auf der Halbinsel Peloponnes im griechischen Festland und hat in den letzten Jahren einen enormen Boom unter Kletterern erfahren. Unzählige Routen, gutes Gestein und gleichzeitig eine große griechische Gastfreundschaft und gute Infrastruktur. Klingt ganz nach… genau, Kalymnos natürlich! Die schon deutlich ältere und etabliertere große Schwester. Ich gebe zu, uns ist die Entscheidung zwischen den beiden Regionen sehr schwer gefallen. Beide liegen in Griechenland, beide haben eine Unzahl guter Klettergebiete, beide liegen am Meer und bei beiden ist dann die beste Jahreszeit, wenn es bei uns in Deutschland schon unangenehm kalt wird.

Schlussendlich haben wir uns dann doch für Leonidio entschieden. Ausschlaggebend hierfür waren vor allem die etwas geringere Bekanntheit (was beim klettern dann ja immer auch mit weniger abgespeckten Routen einher geht) und die günstigeren Flugpreise. Natürlich wissen wir (noch) nicht, wie es in Kalymnos gewesen wäre, aber soviel vornweg: Uns hat Leonidio sehr gut gefallen. Es gibt extrem viele Routen, die Absicherung dieser ist grandios und gleichzeitig bietet die Umgebung, das Städtchen und die Strände genug Aktivitäten für Pausetage.

Die Küste von Leonidio

Inhalt

  1. Anreise und Infrastruktur
  2. Anforderungen
  3. Klettergebiete Malta
  4. Aktivitäten für Pausetage
  5. Vergleich zu anderen Gebieten
  6. Fazit

Anreise und Infrastruktur

Anreise

Wir sind mit dem Flugzeug von Stuttgart nach Athen geflogen und von dort dann mit dem Mietauto weiter nach Leonidio. Die Autofahrt ist mit knapp 220 km relativ lang, jedoch führt die Strecke größtenteils an der Küste entlang und ist somit sehr sehenswert. Für alle, die kein Auto mieten wollen gibt es einmal pro Tag auch eine Busverbindung.

Wenn man nicht so lange in Leonidio bleibt und direkt im Zentrum seine Unterkunft hat braucht man nämlich tatsächlich eigentlich kein Auto. Eine Vielzahl der Klettergebiete lassen sich direkt vom Zentrum aus zu Fuß erreichen und in Leonidio selbst bekommt man alles, was man braucht. Wir hatten unsere Unterkunft ca. 7 km entfernt von Leonidio (Elenas Family Apartment, große Empfehlung!) weshalb für uns das Auto definitiv sinnvoll war. Wenn man ein Auto mietet auf jeden Fall darauf achten ein möglichst kleines Modell zu nehmen, da die Gassen in Leonidio z.T. wirklich sehr eng sind. Wer ohne Flugzeug anreisen möchte kann dies auch machen – entweder auf dem Landweg über den Balkan oder per Fähre von Italien.

Infrastruktur

Allgemein ist die Infrastruktur in Leonidi0 vollkommen ausreichend. Es gibt ein paar kleinere Supermärkte, Bäcker, Apotheken und natürlich Klettershops, in denen man auch so ziemlich alles bekommen sollte was man für einen Kletterurlaub braucht. Insbesondere in den Cafés und Restaurants ist das Preisniveau (Stand Oktober 2024) noch deutlich geringer als in Deutschland, Lebensmittel sind dagegen etwas teurer als bei uns.

Was die medizinische Versorgung angeht können wir (zum Glück) keine Aussage machen. Es gibt ein kleines Gesundheitszentrum und ein paar Ärzte, bei größeren Notfällen müsste man jedoch in die nächst größeren Städte (Sparta oder Tripoli) fahren, die jeweils knapp 100 km entfernt sind.

Jahreszeit

Die beste Jahreszeit zum klettern ist von Oktober bis April. Wir waren Mitte Oktober dort und dort war es zum Teil schon noch sehr warm. Viele Klettergebiete haben ganztägige Sonnenexposition („The crag bakes in the sun all day“) und es gibt nur wenige niedrige Büsche am Wandfuß. Gleichzeitig ist der Vorteil dieser Randzeiten natürlich, dass man noch (oder schon wieder) im Meer schwimmen kann und generell etwas weniger los ist.

Anforderungen

In Leonidio gibt es Routen für wirklich jedes Kletterniveau. Von Anfängerrouten (wir haben sogar ein paar Kleinkinder gesehen, die ersten Kletterversuche unternommen haben) bis hin zu absoluten Profirouten ist alles dabei. Die Absicherung ist dabei wirklich sehr gut. Die Hakenabstände sind gering und zumindest in den Gebieten, in denen wir geklettert sind gab es am Umlenker immer zwei Ringe, wodurch auch Toprope problemlos möglich ist.

Die Felsqualität ist sehr gut, das Gestein fest und auch noch nicht so abgespeckt wie in anderen Gebieten. Es empfiehlt sich auf jeden Fall ein 80 Meter Seil mitzunehmen, da manche Routen sehr lang sind. Aufgrund der guten Absicherung benötigt man zwar viele Exen, aber ansonsten keine weiteren mobilen Sicherungsgeräte (wenn man nicht gerade eine der wenigen Trad Routen klettern möchte).

Klettergebiete Leonidio

Es gibt in Leonidio unzählige Klettergebiete, weshalb ich hier natürlich nur von einem Bruchteil erzählen kann. Es ist auf jeden Fall ratsam sich den lokalen Kletterführer zu besorgen, der wirklich sehr gut strukturiert ist und bei dem es vorne eine Übersicht über die Routen und die Verteilung der Schwierigkeiten gibt. Gleichzeitig ist natürlich The Crag noch eine weitere gute Informationsquelle.

Hospital

Der Weg zu diesem Klettergebiet ist extrem steil und unwegsam und man sollte unbedingt gut zu Fuß sein. Dafür kann man jedoch direkt von Leonidio aus starten und von oben gucken ob die Lieblingspizzeria schon den Ofen angeheizt hat 😉 Darüber hinaus wird man von sehr schönen und fast durchgehend langen Routen belohnt (viele Routen haben eine Extension, die mit einem 80 Meter Seil kletterbar sind). Die Absicherung ist nicht ganz so großzügig wie in den anderen Gebieten, aber trotzdem immer noch ausreichen. Insgesamt ist der Wandfuß der schmal und bei manchen Routen muss sich auch der Sicherer in ein Fixseil einhängen, für Kinder sollte dieses Gebiet daher weniger gut geeignet sein.

Douvari

Ähnlich wie Hospital, nur mit einer noch besseren Absicherung und kürzeren Routen. Hier ist der Vorteil, dass es am Wandfuß der viel Gebüsch gibt und man daher auch recht gut bei Sonne klettern kann. Das Gebiet lässt sich genauso wie Hospital gut von Leonidio aus erreichen, auch hier ist jedoch der Anstieg wieder sehr lang und steil.

Kokkinovrachos Multi-Pitches

In Leonidio gibt es leider nur eine Handvoll Multipitches (aus unserer Sicht der einzige wirkliche Nachteil an diesem Klettergebiet) und von denen, die es gibt sind auch nur zwei in einem unteren Schwierigkeitsbereich (< 6 Grad). Aber die zwei haben wir natürlich getestet und hatten dabei großen Spaß. Mignonette besteht aus sieben Pitches, wobei die Schwierigkeit jedoch durchgehend moderat ist.

Direkt neben dieser Route wurde 2023 dann noch eine weitere Route geschraubt, die bei uns im Kletterführer noch gar nicht drin war. Auch diese Route ist sehr gut machbar, jedoch gibt es hier ein Pitch im sechsten Grad welcher durch loses Gestein führt und den ich vermutlich nicht einfach so hätte vorsteigen können. Außerdem ist die Gefahr für Steinschlag in der gesamten Route hoch. Wir sind kurz nach einer anderen Seilschaft in die Wand eingestiegen und würden das definitiv nicht nochmal machen.

Von beiden Routen kann man sich über einen Abseilstand abseilen. Hierfür muss man zuerst ein Stück entlang eines Fixseiles absteigen (der Weg dorthin ist sehr gut mit Seinmännchen markiert) und dann zwei Seillängen abseilen. Hierfür ist ein 80 Meter Seil von Vorteil.

Blick auf das Gebiet „Megakante“ nach der letzten Seillänge
Yellow Eyes

Dieses Klettergebiet haben wir erst am vorletzten Tag entdeckt, nachdem es in den Gebieten direkt um Leonidio immer voller geworden ist. Die Anfahrt ist etwas länger und führt zum Teil über Schotterpisten, aber selbst unser Fiat 500 ist da problemlos drüber gekommen. Dafür liegt das Gebiet jedoch sehr schön und man ist nicht immer dem Straßenlärm des Dorfes ausgesetzt. Es gibt einige sehr schöne Routen, die allesamt etwas leichter sind als die Schwierigkeitsbewertung vermuten lassen würde (gut fürs Ego ;)). Gleichzeitig ist der Zustieg nicht so steil und lang. Für alle die ein Auto haben also sehr empfehlenswert!

Skiadianaiko

Dieses Klettergebiet ist im Kletterführer als absolut kinderfreundlich beschrieben und dementsprechend waren hier auch sehr viele Kinder (und Kletterkurse). Das kann nett sein, gleichzeitig waren dadurch viele Routen den ganzen Tag über belegt. Wir mussten mit dem Gebiet am Anfang etwas warm werden, da es bei den Routen im etwas höheren Schwierigkeitsbereich nur sehr kleine Griffe und Tritte gibt. Wer das mag und vielleicht sogar noch seine Kids oder eine Horde neuer Kletterfreaks dabei hat: Ideal!

Blick auf das gesamte Klettergebiet Skiadianaiko

Aktivitäten für Pausetage

Leonidio eignet sich hervorragend auch für andere Aktivitäten als Klettern! Ich war an unseren Pausetagen immer lange Runden laufen – entweder direkt am Meer entlang laufen oder durch das hügelige Hinterland. Der Vorteil ist, dass bei letzterem gleich auch noch ein paar Höhenmeter gesammelt werden können. Auch Rennradfahrer haben wir einige gesehen, leider konnte ich keinen Laden ausfindig machen die Rennräder verleihen.

Wer es weniger sportlich mag, dem können wir das Kloster Elona sehr empfehlen. Dieses ist direkt in Stein gebaut und daher sehr imposant. Alternativ kann man von Leonidio aus zu Agios Nikolaos laufen. Auch hierbei handelt es sich um ein Felsenkloster und der ca. 8 km lange Weg dorthin ist zwar anstrengend, aber sehr schön! Wer mehr Kultur möchte der kann natürlich noch nach Sparta oder Tripoli fahren, wir haben darauf in diesem Urlaub aber mal komplett verzichtet 😉

Eingang zum Kloster Elona
Das Kloster Agios Nikolaos – eingebettet in Stein

Wenn man lecker essen möchte empfiehlt sich die Pizzeria „En Leonidio“, hier waren wir quasi Stammgäste. Kurz nachdem man sich gesetzt hat gibt es frisches Pizzabrot als Starter und als Hauptgang dann hervorragende Salate und Pizzas, die definitiv für alle (Kletter-) Anstrengungen entschädigen. Außerdem bekommt man zum Nachtisch je nach Bestellwert eine Gratis Waffel oder Eis, und insbesondere die Waffel ist wirklich himmlisch lecker.

Allgemein eignet sich das Städtchen total um dort auch ein bisschen mehr Zeit zu verbringen, überall sieht man Kletterer, die Einheimischen sind sehr nett und die gesamte Atmosphäre einfach total besonders.

Vergleich zu anderen Klettergebieten

Der jährliche Kletterurlaub ist für uns fast schon Tradition geworden – letztes Jahr waren wir in Malta (hier geht es zu dem Bericht über diesen Urlaub) und vorletztes in Kreta. Dementsprechend können wir zumindest diese drei Gebiete miteinander vergleichen.

Kreta und Malta sind natürlich nicht primär für ihre guten Klettergebiete, sondern vielmehr als allgemeine Urlaubsinsel bekannt. Dementsprechend ist hier natürlich die Infrastruktur für Kletterer nicht so gut ausgebaut wie in Leonidio. Gleichzeitig hat die geringere Bekanntheit den entscheidenden Vorteil, dass die Klettergebiete die es gibt nicht so überlaufen sind. Außerdem hat uns die Lage der Gebiete etwas mehr gefallen – so sind wir auf Malta häufig direkt am Meer geklettert und haben statt dem Autolärm in Leonidio die ganze Zeit das Meeresrauschen gehört. Auch Kreta hat einige deutlich abgelegenere und einsamere Gebiete geboten.

In Leonidio gibt es kaum ein Klettergebiet direkt am Meer. Dafür hat man hier natürlich einen stärkeren Kontakt zu anderen Kletterern und der ganze Vibe ist natürlich schön. Wen es nicht stört Seil an Seil mit anderen Kletterern dem Sport nachzugehen und wer vielleicht auch ein bisschen Gesellschaft und Austausch mit Gleichgesinnten sucht, für den ist Leonidio sicher ideal.

Was die sonstigen Aktivitäten angeht so sind alle drei Orte ähnlich. Überall gibt es ein paar Museen, überall kann man gut wandern oder eine Runde laufen gehen. Wie ich aber ja auch schon in meinem Blogpost über Malta geschrieben habe ist das Land einfach nicht so schön, da haben Leonidio und Kreta definitiv die Nase vorn.

Fazit

Leonidio ist definitiv ein Besuch wert. Die Klettermöglichkeiten sind unendlich groß, die Absicherungen wirklich gut (das ist insbesondere für mich ein wichtiges Kriterium) und es gibt genügend Möglichkeiten für andere Aktivitäten. Darüber hinaus ist das Gebiet (noch) nicht so überlaufen und die Menschen sehr freundlich. Der einzige Nachteil ist, dass es wenige Routen direkt am Meer gibt – oder wir sie noch nicht gefunden haben. Falls dies der Fall ist werden wir wohl auf jeden Fall noch mal wieder kommen müssen!

Schön war’s!
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Trans Balkan Race Ausrüstung

Oder auch: Was brauche ich alles für ein Off-Road Rennen?

Kurze Antwort auf diese Frage: Viel! Und auch noch mal etwas mehr als bei einem Straßen-Rennen. Dies liegt daran, dass man weniger Resupply-Möglichkeiten hat, mehr technisches Equipment mitnehmen und auch für unterschiedliche Wetterbedingungen besser ausgerüstet sein muss. Dies erhöht natürlich die Materialschlacht im Vorhinein, gleichzeitig habe ich jetzt (fast) alles, was man so kleine und große Outdoor-Abenteuer braucht.

Wie bei meiner Packliste für das Three Peaks Bike Race habe ich versucht zu jedem Produkt kurz die Vor- und Nachteile aufzuführen, die mir bis jetzt aufgefallen sind. Die Verlinkungen sind nach wie vor unentgeltlich, also kauft die Produkte auch gerne wo anders. Und bei Fragen schreibt mir einfach (kontakt@wildgeworden.org).

Fahrrad und Technik

MaterialVorteileNachteile
MTB von Canyon (Exceed CF SLX)Ein extrem leichtes MTB mit Vollcarbon Ausstattung, elektronischer Schaltung und Federgabel von Fox. Dazu eine sehr komfortable Sitzposition. Scheibenbremsen von SRAM. Jeder der die schon mal gefahren ist weiß vermutlich: Die quietschen gerne. Und das haben meine definitiv nach Lust und Laune immer wieder getan.
WerkzeugMultitool, Luftpumpe, Ersatzschlauch, Tubeless-Milch, Tubeless Kit, Schaltauge, Bremsbeläge (1x), Kettenwachs, Ersatzakku für die SchaltungIch habe zum Glück nur die Bremsbeläge gebraucht – davon würde ich nächstes Mal aber 2 Paar mitnehmen!
2 x Powerbank INIU (10000 mAh)Klein und leicht mit LED- Ladestandsanzeige Besseres Strommanagement als beim Three Peaks, trotzdem hat es einmal wieder nicht ganz gereicht – nach wie vor würde der Dynamo Sinn ergeben.
HAMA USB-A 4 Port SchnellladegerätExtrem praktisch, da man oft auf Campingplätzen/Hostels/Cafès nur eine Steckdose zur Verfügung hat.
Wahoo Element Roam V2Toller Fahrradcomputer! Beim Three Peaks hatte ich den Bolt ausgeliehen und mir nun den Roam gekauft. Hat ein noch etwas größeres Display, besseren GPS-Empfang und etwas mehr Akkuleistung.
Stirn-/ Helmlampe PIKO von Lupine mit 6.9 mAh AkkuExtrem gute Lampe. Hochwertig verarbeitet, einfache Bedienung (drei individuell einstellbare Leuchtstufen) und eine relativ lange LeuchtdauerTeuer (Tipp: Rabattaktionen nutzen!) und keine Memory-Funktion (d.h. die Lampe geht immer entweder auf der höchsten oder niedrigsten Stufe an).
Fahrradlichter von SigmaMeine Hauptbeleuchtung war die PIKO, die Fahrradlichter dienten nur als Ersatzleuchten.Das Rücklicht war leider nach dem dritten Tag kaputt, wobei das bei der Nässe und dem Dreck auch nicht allzu verwunderlich ist. Daher immer ein Ersatzlicht mitnehmen!
Mini-SchlossKann man vermutlich mit einer Zange aufbrechen, aber um das Fahrrad mal kurz vor dem Supermarkt stehen zu lassen reicht es auf jeden Fall.

Schlafen und Hygiene

Outdoor-Research Helium BiwacksackMeiner Meinung nach ein wirklich guter Biwaksack. Aufgrund des aufstellbaren Kopfbereichs hat man deutlich mehr Platz als bei anderen Modellen und ich habe auch nie Probleme mit Kondens (selbst im geschlossenen Zustand). Gleichzeitig wärmt er und schützt vor neugierigen Blicken.Etwas größer und schwerer als ein herkömmlicher Biwaksack, gleichzeitig bietet er natürlich nicht so viel Platz und Komfort wie ein Zelt (insbesondere bei schlechtem Wetter könnte dies relevant sein).
Spark SPL DaunenschlafsackToller Schlafsack! Lässt sich extrem klein verstauen und ist trotzdem erstaunlich warm.
Ultra 3R Isomatte von ExpedSehr bequem und geräuscharm.Großer Pumpsack, der das Aufpumpen der Matratze etwas umständlich macht.
Zahnbürste, Zahnpasta, Sonnenmilch, Kontaktlinsen, Sitzcreme, Pflaster, Mullbinde, Rettungsdecke Ich bin mit Kontaktlinsen gefahren und hatte da keine Probleme. Habe allerdings für das Rennen etwas hochwertigere mit einer längeren Tragezeit gekauft und ein Paar als Ersatz dabei gehabt.

Kleidung

Bib-Short von AssosAn der Bib-Short würde ich definitiv nicht sparen. Insbesondere eine Schnalle ist für Frauen sehr viel wert und das Sitzpolster sollte wirklich gut zum Hintern und Sattel passen!Nach dem Three Peaks hatte die Bib schon einige eingerissene Nähte und durch den Sturz auch Löcher, die ich aber dann einfach wieder geflickt habe. Jetzt sieht sie leider noch etwas zerstörter aus….
2 Merinoshirt von OrtovoxIch bin das Rennen einfach in einem normalen Merinoshirt und keinem Radtrikot gefahren und kann das wirklich sehr empfehlen. Musste die Shirts nicht waschen und gleichzeitig sind sie leichter als ein Radtrikot. Die fehlenden Taschen am Rücken. Da ich einen Rucksack aufhatte war das kein Problem, ansonsten sind die schon ziemlich praktisch. Es gibt mittlerweile aber auch Radtrikots aus Merino-Wolle.
Patagonia Torentshell 3L RegenjackeWasserdicht, relativ leicht und dank Reisverschlüssen unter den Armen auch atmungsaktiv. Nutze die Jacke für alles und kann sie wirklich sehr empfehlen.Etwas schwerer als eine reine Fahrrad-Regenjacke
Tierra RegenhoseExtrem atmungsaktiv und Reißverschlüsse, die über die gesamte Beinlänge gehen. Gleichzeitig sehr leicht und relativ klein packbar.
Armlinge und BeinlingeWürde ich auf jeden Fall wieder mitnehmen. Insbesondere für Passabfahrten oder wenn es morgens noch kalt ist sind die echt super!
Icebreaker Primaloft-Jacke (leider nicht mehr verfügbar).Habe ich schon seit vielen Jahren und leistet mir immer noch gute Dienste.
Sportleggins + langes Merinoshirt Dienten als Wechselklamotten für die Nacht bzw. tagsüber zum Schutz vor der erbarmungslosen Sonne in Montenegro.

Fahrradtaschen/Sonstiges

Apidura Frame Bag (4 L) Die Tasche passt perfekt in meinen Rahmen und mir gefällt die Aufteilung sehr. Komplett wasserdicht war sie nicht, aber bei dem Regen sind selbst eingeschweißte Müsliriegel aufgeweicht….
Sollte man allerdings immer im Hinterkopf haben und Elektronik etc. zusätzlich schützen.
Apidura Seat Pack 16 LLässt sich einfach befestigen und wackelt nicht.Für das Rennen war die Seat-Pack etwas zu groß, sobald man aber mit Kocher etc. unterwegs ist perfekt.
Apidura Top Tube Pack Nicht allzu geräumig, aber dafür auch relativ (!) wasserdicht.
Trailrunning-Rucksack (Dynafit Ultra 15)Kann ich sehr empfehlen. Der Rucksack hat ein großes Hauptfach mit Platz für die Trinkblase und ein kleines Meshfach. Und dazwischen ist noch Platz um die Jacke etc. zu verstauen. Außerdem ist er erstaunlich robust.
Foodpouches (selbst genäht!)Sehr praktisch für die vielen Snacks, die ich immer dabei hatte.Alles klappert und klirrt immer. Bei einem MTB-Rennen also vielleicht lieber ohne und das Essen in den Taschen etc. verstauen.
Kleine Rahmentasche für Werkzeug (ebenfalls selbst genäht)Unterhalb von der Apidura-Rahmentasche war noch ein bisschen Platz und hierfür habe ich mir eine kleine dreieckige Rahmentasche für Werkzeug und Verbandsmaterial genäht (aus Cordura-Stoff).
Ultraleichte Reißverschluss-taschenEinfach bei Amazon ein paar Aufbewahrungstäschchen aus Netzstoff bestellt und dann individuell kleiner genäht. Hat dafür gesorgt, dass nicht alles in den Taschen durcheinanderfliegt.
Trinkblase (2 L), Softflasks (insg. 1 L) und TrinkflascheIn die Softflasks und die Trinkflasche habe ich immer Cola gefüllt, in der Trinkblase war nur Wasser. Ich bin damit gut klar gekommen.
Wasserfilter Habe ich nie gebraucht, hat mir aber immer ein gutes Gefühl gegeben und dafür gesorgt, dass ich mich auch mal mit weniger Wasser auf den nächsten Abschnitt begeben habe. Ist daher also durchaus sinnvoll.Das Zusatzgewicht!

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Trans Balkan Race 2024 Rennbericht

Inhalt:

Tag 1: Von Sezana nach Fuzine
Tag 2: Von Fuzine nach Gospic
Tag 3: Von Gospic nach Mazin / Checkpoint 1
Tag 4: Von Mazin auf eine Berghütte am Mt. Sinjal
Tag 5: Von der Berghütte am Mt. Sinjal nach Donji Gvodzac
Tag 6: Von Donji Gvodzac nach Susteri
Tag 7: Von Susteri nach Popov Most/ Checkpoint 2
Tag 8: Von Popov Most nach Dugi Do
Tag 9: Von Dugi Do nach Niksic
Tag 10: Von Niksic nach Risan / Finish

Tag 1: Von Sezana nach Fuzine (145 km, 3567 hm)

Der Start des Trans Balkan Race 2024 ist am Freitag um 09 Uhr in Sezana. Schon am Tag zuvor wurden besorgt die Wetterkarten studiert, denn die Aussichten für die ersten Tage waren leider gar nicht gut. Passend dazu startete das Rennen auch direkt im strömenden Regen.
Trotzdem läuft es am Anfang gut. Nach einem kurzen Stück auf Asphalt geht der Weg zwar direkt in groben Schotter über, aber dank der Aufregung und Freude über den Beginn der Tour fliegen die Kilometer nur so vorbei. Nach einer Zeit kommt sogar kurz die Sonne hervor und durch die zahlreichen Begegnungen mit anderen Fahrern erscheinen auch die Höhenmeter gar nicht so dramatisch. Gleichzeitig wechseln sich kleine, technische Trails mit Schotterwegen und Asphalt ab, was ebenfalls zu einer großen Abwechslung beiträgt. Leider beginnt es bald erneut zu regnen und dieses Mal ist es zeitweise so heftig, dass ich mich kurz unterstellen muss. Aber irgendwie will ich auch nicht den ganzen Tag nur unter irgendwelchen Dächern stehen, weshalb ich viel im Regen fahre und dankbar um meine gute Ausrüstung bin.

Gegen Abend wird es jedoch dann zunehmend kalt und ich beginne mir Sorgen zu machen, wo ich die Nacht verbringen kann. Ich hatte mich gerade damit abgefunden draußen zu schlafen, als in dem Dorf Fuzine ein kleines Hotel am Wegesrand auftaucht. Es ist schon gut gefüllt mit anderen Rennteilnehmern, aber ich bekomme noch das letzte Zimmer. Ich dusche heiß und sitze kurze Zeit später mit den anderen beim Abendessen. Welche glückliche Fügung!

Tag 2: Von Fuzine nach Gospic (182 km, 3688 hm)

Ich mache mich um fünf Uhr morgens wieder auf den Weg. Es geht zuerst ein Stück flach auf Asphalt und dann jedoch wieder in einen Wald und die ersten Höhenmeter nach oben. Wir sind nun mitten im Bärengebiet, weshalb ich versuche, beim Fahren möglichst viel Krach zu machen (was nicht allzu schwer ist, da alleine mein Freilauf schon Fußgänger regelmäßig erschrocken zur Seite hüpfen lässt). Dabei komme ich gut voran und die schönen Aussichten auf die Küste Kroatiens machen auch manche Anstrengung wett. Gleichzeitig ist das Wetter überraschend stabil.

Der Start des Trans Balkan Race beginnt mit traumhaften Aussichten auf die Küste Kroatiens
Blick auf die Küste Kroatiens

Schließlich beginnt jedoch ein knapp 20 km langer, zum Teil sehr steiler Anstieg in den Velebit-Nationalpark. Es ist extrem anstrengend und da es nur durch einen Wald geht sind auch die Aussichten nicht gerade motivierend. Darüber hinaus dämpft die Nachricht, dass es auf der Hütte am höchsten Punkt des Anstiegs kein Essen, sondern nur Getränke gibt, zusätzlich die Motivation. Als ich endlich dort ankomme bin ich ziemlich erschöpft und kann nur mithilfe von ein paar Bechern gutem Bergkaffee (der in einer großen Seelenruhe zubereitet wird) irgendwann wieder weiter fahren.

Der weitere Weg ist ziemlich grobschotterig und ich werde viel durchgeschüttelt (zu dem Zeitpunkt bin ich noch mit viel zu viel Reifendruck unterwegs). Wirklich schnell voran komme ich also nicht, aber dafür sehe ich meinen ersten Bären. Er trottet in dem Moment über die Straße, als ich gerade um die Kurve biegen möchte. Glücklicherweise habe ich ihn aus einiger Entfernung schon gesehen und kann ihn mit einem gezielten Bärenglockeneinsatz ins Gebüsch vertreiben 😉

Es ist schon spät, als ich endlich Gospic erreiche. Ich teile mir ein Apartment mit zwei anderen Racern, esse noch kurz etwas, kann aber leider trotz der Erschöpfung gar nicht so gut schlafen.

Tag 3: Von Gospic nach Mazin / Checkpoint 1 (107 km, 2814 hm)

Der Tag beginnt mit Kaffee und einem kleinen Frühstück, trotzdem bin ich nicht so richtig motiviert. Irgendwie habe ich mental noch nicht in das Rennen gefunden, frage mich immer wieder, warum ich das überhaupt mache und zähle gedanklich die Tage, wie lange es noch dauert bis ich endlich im Ziel bin (Kleiner Spoiler: Viel zu lange). Gleichzeitig habe ich Knieschmerzen und bin besorgt, wie sich das weiter entwickelt. Ich versuche den Cleat für meine Klickpedale ein bisschen nach hinten zu verstellen und glücklicherweise führt dies tatsächlich zu einer Linderung der Schmerzen.

Streckentechnisch geht es kurz über ein flaches Stück, bevor dann wieder das Klettern anfängt. Mittlerweile ist es brütend heiß und die Wege zwar fahrbar, aber trotzdem fühlt sich alles viel zu anstrengend ans. Als dann auch noch auf einem kurzen Abschnitt auf einer Straße ein Bus total nah an mir vorbei fährt bin ich wirklich am Ende mit meinen Nerven. Ich rufe meinen Mann an und heule nur noch. Ein überforderter anderer Racer hält an, fragt, ob alles in Ordnung ist und meint dann, ich könne ja einfach aufhören an dem ersten Checkpoint. Und tatsächlich ist das der Punkt an dem ich denke: ernsthaft? Einfach aufhören entspricht so gar nicht mir. So lange hatte ich mich auf die Tour vorbereitet und von Anfang an war klar, dass es nicht einfach werden würde. Also gebe ich mir selbst einen Arschtritt. Weg mit den Zweifeln, her mit der mentalen Stärke. Ich würde diese Tour jetzt zu Ende fahren und danach könnte ich immer noch beschließen, so etwas nie wieder zu machen. Und genauso wie das Verstellen des Cleats, so scheint auch das geholfen zu haben.


Was nicht heißt, dass ab jetzt alles easy ist. Vielmehr kämpfe ich mich weiter durch den Wald. Höhenmeter um Höhenmeter, Hauptsache nicht anhalten sondern immer weiter fahren. Als ich gedanklich quasi schon am Checkpoint bin fängt es an zu regnen, was alle Wege in kürzester Zeit in Schlamm verwandelt und ein richtiges Weiterfahren kaum möglich macht. Ich schiebe also und komme dementsprechend nur langsam voran. Aber schließlich bin ich endlich da. Ich werde mit einer großen Portion Nudeln empfangen und sehe bekannte Gesichter wieder. Leider beschließen einige hier aufzuhören und ja, es ist absolut verlockend. Aber ich möchte unbedingt noch die restliche Strecke sehen, die landschaftlich viel schöner sein soll.

Nachdem ich mich gestärkt habe überlege ich kurz noch weiter zu fahren. Allerdings hält der Regen weiterhin an und es ist sogar noch ein Unwetter angekündigt. Ich dusche also, ergattere eines der vier Betten im Checkpoint und finde mal wieder in einen eher unruhigen Schlaf (zu viele Schnarcher…).

Tag 4: Von Mazin auf eine Berghütte am Mt. Sinjal (145 km, 2918 hm)

Am Morgen breche ich um vier Uhr auf um weiter zu fahren, zuvor gab es jedoch noch einen guten Kaffee. Die Menschen am Checkpoint sind wirklich rund um die Uhr für uns Teilnehmenden im Einsatz was extrem schön und motivierend ist. Es geht zuerst recht gemächlich über ein paar Felder und ich freue mich dem Erwachen der Natur zuzuschauen, bis ich schließlich bemerke, dass ich meine Regenüberschuhe vergessen habe. Mist. Ich gehe jedoch davon aus, dass ich sie nicht mehr brauche (kleiner Spoiler: Falsch gedacht) und entscheide mich gegen einen 10 km Umweg.


Schon bald wird der Weg ziemlich matschig und ich muss immer wieder an Pfützen entlang schieben. Trotzdem komme ich ganz gut voran, bis mir plötzlich ein Stier gegenüber steht. Ein einzelner Stier. Die Worte von einer Freundin kommen mir in den Kopf, dass diese Tiere dann besonders gefährlich sind. Wir stehen uns kurz gegenüber, beide unschlüssig, was wir jetzt tun sollen. Ich beginne ganz langsam rückwärts zu laufen und der Stier setzt sich ebenfalls in Gang – zurück Richtung Weide. Ich bin erleichtert und setze meinen Weg fort. Kurze Zeit später muss ich zwei große Wachhunde passieren, die direkt auf dem Weg schlafen. Beide sind jedoch (vermutlich von der Nacht mit den ganzen Racern) so müde, dass sie nur kurz den Kopf heben und dann weiter schlafen.


Schließlich geht es den nächsten Anstieg hoch zum Boblja Pass. Ich beginne zu schieben was eigentlich auch mal eine ganz nette Abwechslung ist. Da auch der Downhill als ziemlich technisch angekündigt wurde behalte ich dies dann auch nach der Passhöhe bei, da ich einen Sturz auf jeden Fall vermeiden möchte. Als der Weg wieder fahrbarer wird fahre ich ein Stück mit einem anderen Racer zusammen und es tut gut, sich ein bisschen zu unterhalten. Leider fängt es recht bald an ziemlich heftig zu regnen und da meine Überschuhe ja immer noch fröhlich im Checkpoint vor sich hin gammeln sind meine Füße bald komplett nass. Aber irgendwie kommen wir auch über den nächsten Pass (er fahrend, ich schiebend) und schließlich hört es sogar kurz auf zu regnen und die Sonne kommt heraus.

Nach den letzten Tagen nur im Wald ist die Aussicht jetzt atemberaubend schön! Jetzt nur noch runter fahren nach Knin und dann ist dieser Abschnitt geschafft, denke ich. Aber schon bald fängt es wieder an zu regnen und der Weg bis zur Stadt zieht sich endlos. Als ich endlich ankomme bin ich komplett durchnässt und weiß nicht, was ich jetzt machen soll. Ich sitze kurz in einem Imbiss, fahre dann zu Brian, der schon aufgeben will und sich daher ein Apartment genommen hat. Es gäbe tausend gute Gründe jetzt ebenfalls aufzugeben, aber ich möchte den zweiten Checkpoint einfach unbedingt erreichen! Und wie durch ein Wunder hört es da plötzlich auch auf zu Regnen und die Sonne kommt hervor.

Ich überlege also, wie ich es noch im Zeitlimit zum Checkpoint 2 schaffen könnte. Ich müsste heute noch mindestens 50 km und die nächsten drei Tage danach jeweils 150 km pro Tag fahren. Bei dem Gelände nicht wenig, aber durchaus machbar. Allerdings gibt es auf der weiteren Strecke erst mal keine Hotels mehr, weshalb ich die Nacht vermutlich draußen verbringen müsste. Nicht angenehm, aber auch nicht zu dramatisch. Also packe ich alles wieder zusammen, kaufe kurz ein und bin, noch bevor sich die Vernunft weiter zu Wort melden kann, wieder auf dem Weg. Und siehe da: Keine 10 km gefahren, da taucht plötzlich Brian hinter mir auf. Was für mich funktioniert, sollte ja eigentlich für ihn auch kein Problem sein, meint er schulterzuckend. Die Männer und ihr Ego, denke ich, freue mich aber natürlich sehr, dass er jetzt auch wieder mit dabei ist!

Mittlerweile haben sich die Wolken fast komplett verzogen und es geht über die Via Dinarica, ein Fernwanderweg über den Balkan. Ich telefoniere kurz mit einem Kumpel (ebenfalls begnadeter Ultracycler) und wir tauschen uns ein bisschen über die Vor- und Nachteile von Straße und Off-road aus. Beides hat seinen Reiz: auf der Straße kommt man natürlich viel schneller voran, dafür ist man jedoch selten wirklich abgeschieden und remote unterwegs.

Wasserfall
Wasserfall an der Via Dinarica
Weg mit Bergen im Hintergrund - weiter gehts mit dem Trans Balkan Race
Tolle Bergkulisse bei plötzlich traumhaftem Wetter!

Im Sonnenuntergang geht es dann einen weiteren Pass hoch, der aufgrund des vielen Schotters und steilen Anstiegen nur bedingt fahrbar ist. Trotzdem komme ich relativ bald über die Baumgrenze und mir wird klar, dass ich gar nicht mehr den Wetterbericht gecheckt habe. Mist! Am Himmel zeigen sich nämlich wieder dunkle Wolken und rund um mich herum gibt es keine Möglichkeiten sich unterzustellen. Gleichzeitig habe ich kein Handyempfang. Ich werde ein bisschen panisch und bin sehr erleichtert, als ich schließlich oberhalb weitere Racer sehe. Ich schließe zu diesen auf und und wir kämpfen uns ein Stück weiter den Berg hinauf.

Allerdings ist keinem von uns so richtig klar, wo wir heute Nacht schlafen werden. Die Überlegungen reichen von „ich fahre noch 60 km weiter über die bosnische Grenze“ bis hin zu „ich schlafe einfach gleich direkt ein wo ich bin“. Aber als wir gerade anhalten um einem anderen Fahrer mit einer Reifenpanne beizustehen ruft es plötzlich von oben: „Theres a Hut! With Fire!“. Wir fliegen förmlich die letzten Meter nach oben und sind unendlich erleichtert, als wir schließlich die Schutzhütte erreichen. Was für ein Traum!


Leider hat das mit dem Feuer nicht geklappt, aber trotzdem fühlt es sich gut an ein festes Dach über dem Kopf zu haben – wenn nur das laute Geschnarche der anderen nicht wäre 🤭

Eine öffentlich zugängliche Schutzhütte
Die rettende Schutzhütte an der Passhöhe
Tag 5: Von der Berghütte am Mt. Sinjal nach Donji Gvodzac (148 km, 3165 hm)

Ich bin immer noch total müde, als es am nächsten Tag weiter gehen soll. Ich lasse die anderen vorfahren und nehme mir ein paar weitere Minuten Zeit um den Sonnenaufgang zu betrachten und wach zu werden. Die Bergkulisse ist wunderschön! Aber es hilft nichts, irgendwann muss ich weiter (zu dem Zeitpunkt hat schon das Rennen gegen die Schnecke begonnen, die sich unaufhaltsam fortbewegt und quasi den virtuellen Besenwagen darstellt).

Allerdings mache ich mir zunehmend Sorgen um meine Hinterradbremse die stark schleift und quietscht und tatsächlich, die Bremsbeläge sind komplett runter und müssen getauscht werden. Dies nimmt natürlich auch wieder einiges an Zeit in Anspruch, aber ich bin extrem froh, dass ich vor der Abreise noch Ersatzbremsbeläge eingepackt habe. Ansonsten sonst wäre meine Tour an diesem Punkt wohl erst mal zu Ende gewesen….(an dieser Stelle auch noch mal ein großes Dank an den Trek-Store in Ulm!)


Auf einer Asphaltstraße geht es über die Bosnische Grenze und dann nach dem Erreichen der Passhöhe runter nach Livno. Dort kaufe ich eine SIM-Karte, frühstücke (bzw. brunche, mittlerweile ist es nämlich schon um die Mittagszeit) und fahre dann wieder weiter. Es geht über ein Hochplateau (Cingar Highlands), um mich herum nur weite Landschaften und tolle Ausblicke. Dazu perfektes Wetter, nicht zu warm, nicht zu kalt, kein Regen. Gegen Abend überkommt mich dann noch mal eine weitere Energiewelle und ich fliege förmlich im Sonnenuntergang über perfekt fahrbare Trails durch eine einzigartige Wiesenlandschaft. Es ist einfach wunderschön und ich bin komplett in meinem Element!

Weg mit sehr vielen Pfützen
Pfützen-Hürdenlauf
Wildpferde
Die letzten wilden Pferde Europas in den Cingar-Highlands

Nachdem ich einige Stunden so gefahren bin finde ich gegen halb 12 eine alte Schutzhütte mit einer Bank und baue dort mein Nachtquartier auf. Das erste Mal während dem Rennen kann ich richtig gut schlafen und wache erst wieder auf, als im Morgengrauen die ersten Racer vorbei fahren.

Wunderschöner Sonnenuntergang im Abenteuer-Balkanland
Wunderschöner Sonnenuntergang
Tag 6: Von Donji Gvodzac nach Susteri (184 km, 3226 hm)

Die Fahrt im Sonnenaufgang ist wieder wunderschön. Ich versuche ein paar Bilder zu machen, aber die Stimmung lässt sich mit der Kamera nur schwer einfangen. Der Nebel steht tief, die ersten Sonnenstrahlen fallen auf den Boden, die Vögel zwitschern. Ich liebe diese Momente in denen die erst Welt erwacht, man selbst aber schon wieder am Radfahren ist.

Sonnenaufgang im Blidinje Nature Park
Sonnenaufgang im Blidinje Nature Park

Es geht weiter durch das Bergpanorama einen kleinen Trail nach oben und schließlich eine sehr lange Abfahrt runter nach Mostar. Auf diese Stadt war ich sehr gespannt und sie stellte für mich immer ein bedeutsames Zwischenziel dar. Und ich werde nicht enttäuscht! Überall sitzen Menschen beim morgendlichen Kaffeetrinken in einem der zahlreichen Bars und Restaurants. Die berühmte Brücke Stari Most lässt sich wunderbar fotografieren und die gesamte Bergkulisse ist total schön. Hier möchte ich unbedingt noch mal hin und mehr Zeit verbringen!

Stari Most Brücke in Mostar - Hälfte des Trans Balkan Race geschafft!
Stari Most Brücke in Mostar

Ich decke mich kurz mit Lebensmitteln ein und mache mich dann noch auf die Suche nach neuen Bremsbelägen. Leider gibt es in ganz Mostar keine von SRAM, und so geht es eben ohne weiter. Rückblickend betrachtet hätte ich damals mehr Zeit in die Suche investieren (bzw. mir Alternativpläne überlegen sollen), aber in dem Moment wollte ich einfach nicht noch mehr Zeit verschwenden.

Es geht wieder einige Höhenmeter nach oben, mittlerweile steht die Sonne hoch am Himmel und es ist brütend heiß. Weit und breit gibt es keinen Schatten und ich bekomme ein bisschen Sorge, dass meine Wasservorräte nicht ausreichen. Ich beginne zu rationieren und komme rechtzeitig vor dem letzten Tropfen am nächsten kleinen Supermarkt an. Dort haben sich auch schon einige andere Racer versammelt, wir sitzen im Schatten und essen Eis, bevor es dann wieder weiter geht. Ich muss unbedingt noch ein paar Akkus laden, weshalb ich kurze Zeit später noch mal an einem Restaurant anhalte um etwas zu essen. Dies führt dazu, dass die anderen alle an mir vorbei fahren, gleichzeitig muss ich den nächsten Pass nicht mehr in der Hitze machen und kann die schöne Landschaft umso mehr genießen.

Als ich schließlich gegen 19 Uhr in dem Ort hinter dem Pass (Ulog) ankomme fahre ich an einem weiteren Restaurant vorbei. Eigentlich möchte ich nicht anhalten, aber die draußen sitzenden Gäste rufen und so unterbreche ich meine Fahrt natürlich noch mal kurz. Es handelt sich um ein deutsches Filmteam, welches eine Dokumentation über den gefährdeten Fluss in dieser Region dreht. Da ich die 30te Besucherin an diesem Tag bin werde ich direkt von den bosnischen Besitzern des Restaurants zum Abendessen eingeladen, aber das muss ich leider ablehnen, da ich noch ein Stück weiter fahren möchte. Das ist natürlich der große Nachteil an solchen Rennen, man steht ständig unter Stress und hat wenig Möglichkeiten auf spontane Einladungen zu reagieren.

Ein bisschen wehmütig mache ich mich also weiter auf den Weg, wobei mich die Sonnenuntergangsstimmung und später der Sternenhimmel schnell wieder in ihren Bann zieht. Ich höre einen Podcast und trete meditativ vor mich hin (da ich auch keinen Handyempfang habe gibt es keine Möglichkeit, sich von der Schnecke stressen zu lassen ;)) Schließlich geht es noch mal sehr viele Höhenmeter nach oben (das hatte ich beim Blick auf das Höhenprofil etwas unterschätzt), aber immerhin habe ich ganz oben kurz Empfang und sehe, dass einige andere Racer schon am Fuß des nächsten Anstiegs kampieren. Ich fahre also noch etwas weiter und erreiche schließlich das Nachtlager. Alle schlafen schon, also baue ich leise mein Biwack auf und schlafe ebenfalls bald tief und fest.

Natur im Sonnenaufgang
Sonnenaufgang in Bosnien
Moschee, die für uns als Biwakplatz gedient hat
Kollektiver Gruppen-Biwakplatz
Tag 7: Von Susteri nach Popov Most/ Checkpoint 2 (127 km, 2853 hm)

Um halb fünf geht es gemeinsam mit einem anderen Rennteilnehmer weiter. Wir fahren den Pass hoch, der Untergrund ist gut und durch das Gespräch verfliegen die Höhenmeter nur so. Oben angekommen frühstücken wir erst mal und genießen wieder das Bergpanorama, bevor es dann wieder nach unten geht.

Bergpass in Bosnien
Einsamer Bergpass irgendwo in Bosnien…

Der Weg zieht sich, es gibt immer wieder steile Gegenanstiege, aber insgesamt ist alles gut fahrbar und macht Spaß. Beim nächsten Resupply-Point fülle ich nur kurz meine Flaschen auf, bevor ich dann wieder weiter fahre und den nächsten Pass in Angriff nehme. Dieses Mal geht es auf groben Schotterwegen nach oben, was natürlich deutlich anstrengender ist als auf Asphalt oder feinem Gravel. Aber dank eines guten Podcasts verfalle wieder in einen guten Tretrhythmus und erreiche so relativ problemlos die Passhöhe. Dort wieder kurz Pause machen, was essen und auf die Abfahrt vorbereiten, da diese aufgrund des groben Untergrunds ziemlich viel Konzentration erfordert. Doch ich komme ohne Probleme nach unten und erreiche schließlich nach einem weiteren kleinen Hügel den lang ersehnten Checkpoint 2. Um 17:30 Uhr also mit noch ein bisschen Puffer zur Cutoff-Zeit um 24 Uhr.

Ich esse vier Teller Nudeln (danke an das Checkpoint-Team!) und nehme mir dann ein Zimmer in einem kleinen Hotel in der Stadt. Dort wasche ich mich und meine Sachen, checke noch mal mein Bike durch, beantworte ein paar WhatsApp-Nachrichten und falle in einen sehr tiefen Schlaf. Nach dem Sprint zum Checkpoint fühlt es sich fast so an als sei das Rennen geschafft und es ist nicht so leicht sich körperlich und mental darauf einzustellen, dass jetzt noch ein Abschnitt kommt. Aber dieser beinhaltet ja zum Glück ein besonderes Highlight: Den Durmitor Nationalpark!

Ein Pavillon mit sehr vielen Racern
Checkpoint 2
Tag 8: Von Popov Most nach Dugi Do (131 km, 3561 hm)

Ich wache um fünf Uhr morgens auf und mein ganzer Körper tut weh. Ich mache ein paar Dehnübungen, packe mein Zeug zusammen und rolle dann zum Supermarkt, an dem ich mich erst mal mit einem Kaffee und 7-Days Croissants stärke. Danach geht es das Tal zurück entlang der Tara, einem Fluss der für seine vielen Wasserfälle und Stromschnellen bekannt ist und daher ein Paradies für Abenteuerlustige darstellt. Aktuell sehen die Raftingcamps jedoch relativ verlassen aus, vermutlich kommt die Haupt-Urlaubszeit erst noch.

Schon nach wenigen Kilometern überquere ich die Grenze nach Montenegro und dann beginnt auch schon der Anstieg in den Durmitor Nationalpark. Dieser ist gut fahrbar, erst auf Asphalt und dann auf flowigen Singletrails und es macht extrem viel Spaß (und übertrifft landschaftlich auch noch mal alles, was ich auf der Tour bis dahin gesehen habe).

Wiesen, Wald und dann imposante Berge
Auf dem Weg zum Durmitor Nationalpark
Blick auf einen Canyon mit tiefblauem Wasser
Blick auf den Piva Canyon

Leider ändern sich relativ schnell sowohl die Untergrundverhältnisse als auch das Wetter, die Sonne steht mittlerweile im Zenit und es ist brütend heiß. Außerdem verlassen mich zunehmend die Kräfte. Ich wechsele mein T-Shirt auf ein langärmliges, versuche so viel wie möglich zu trinken und einfach immer weiter zu fahren (bzw. zu schieben). Schließlich erreiche ich eine Passstraße und dann geht es auf Asphalt über zwei Pässe bis in den relativ bekannten Skiort Zablijak. Dort komme ich mir in meinen dreckigen Klamotten im Vergleich zu den ganzen gut riechenden Touristen noch heruntergekommener vor, als ich ohnehin schon bin. Dementsprechend bin ich fast froh, als ich nach einem großen Abendessen wieder in die Wildnis aufbrechen darf.

Hütte im Durmitor-Nationalpark
Durmitor – einfach nur unbeschreiblich schön!

Ich nutze den Telefonempfang um mit einer Freundin zu telefonieren und mir somit noch ein bisschen die Zeit zu vertreiben, bevor ich dann wieder in das Hinterland ohne Mobilfunkempfang fahre. Dort beginnt recht bald schon der nächste Anstieg. Ich sehe am Wegesrand, dass dort ein anderer Fahrer schon sein Nachtquartier aufgebaut hat und bin kurz versucht, mich auch dort hin zu legen. Aber ich möchte noch ein bisschen weiter fahren, da der nächste Tag sowieso schon herausfordernd genug werden würde.

Nach einigen Kilometern beginne ich jedoch schon mit meiner Entscheidung zu hadern, da der Weg zunehmend ausgesetzt ist und keinen Schutz mehr bietet. Als ich schließlich am Wegesrand eine alte Bauruine sehe, nutze ich die Chance, baue mein Nachtquartier auf und wie durch ein Wunder habe ich auch genau an diesem Ort Handyempfang. Großartig! Ich gebe meinem Mann kurz Bescheid, dass ich gut angekommen bin, esse noch meine aus Zablijak mitgebrachten Backwaren und schlafe dann unter dem Sternenhimmel ein. Es ist komplett ruhig und auch, wenn ich noch nie so abgeschieden geschlafen habe fühle ich mich total sicher.

Biwak mitten im Nirgendwo
Mein Nachtlager irgendwo im nirgendwo…
Tag 9: Von Dugi Do nach Niksic (142 km, 3335 hm)

Ich wache um 3:30 Uhr auf und bin um vier Uhr dementsprechend schon wieder auf dem Bike. Im Race-Manual wird dieser Abschnitt als besonders Remote beschrieben und tatsächlich, es fühlt sich so an als gäbe es keine anderen Menschen auf dieser Erde. Ein cooles, aber zeitgleich auch etwas unheimliches Gefühl (da dies auch bedeutet: Wenn jetzt irgendwas ist bin ich komplett auf mich alleine gestellt).

Montenegros Hinterland – wenige Menschen, kein Handyempfang, keine Resupply-Möglichkeiten…

Mein Weg führt mich direkt in eine Richtung, aus der immer wieder dumpfe Schussgeräusche zu hören sind und als ich schließlich in dem Jagdgebiet angekommen bin fühlt es sich tatsächlich so an, als würden die Patronen direkt an mir vorbei fliegen. Ich bin froh, als ich diese Passage endlich überwunden und nicht mehr auf das Zielglück irgendeines Jägers im Morgengrauen vertrauen muss.

Leider sind die Wege nicht gut fahrbar und ich muss immer wieder schieben. Vielleicht auch in Kombination mit Hunger und Kaffeedurst fange ich an alles etwas zu dramatisch zu sehen und bin froh, als ich endlich wieder zurück in die Zivilisation kehre. In dem Moment bin ich ernsthaft am überlegen aufzuhören, da ich nicht weiß, wie ich noch mal einen solchen Abschnitt (der darüber hinaus noch länger ist) überstehen soll.

Den Satz von Lael Wilcox im Hinterkopf – „You can always quit later“- gönne ich mir jedoch erst mal ein großes Frühstück auf einem unglaublich schönen Campingplatz (Camp Lipovo, große Empfehlung, da mal hin zu gehen!). Die Betreiber sind total nett, versorgen mich, muntern mich auf und versichern mir, dass der nächste Abschnitt machbarer ist. Gleichzeitig führen Wolken dazu, dass die Sonne nicht mehr ganz so erbarmungslos brennt und so beschließe ich, es doch noch mal zu versuchen.

Auf dem Weg zum nächsten Anstieg treffe ich auf ein Pair (bei dem Rennen darf man entweder alleine oder zu zweit starten), welches aufgrund eines abgebrochenen Schaltwerkes nur noch einen Gang an einem der Bikes hat und die daher alle Anstiege nach oben schieben müssen. Ich bin motiviert mit ihnen mitzuhalten und somit beginnt ein Katz-und Maus Spiel: In den Anstiegen überhole ich sie, in den Abfahrten überholen sie mich dann wieder. Wir kämpfen alle mit der Anstrengung und es fällt schwer, das einzigartige Panorama dabei richtig zu würdigen. Vielmehr geht es darum einfach immer weiter zu fahren (bzw. zu schieben), genug zu essen und zu trinken und zu hoffen, dass sowohl die Bremsen nicht aufgeben als auch das Wetter hält. Als die Sonne gerade am untergehen ist haben wir es schließlich geschafft – wir sind am letzten Off-Road Anstieg der Tour angekommen. Ab hier heißt es nur noch runterrollen nach Niksic, dort noch etwas essen und schlafen bevor es dann die letzten Kilometer bis zum Ziel geht.

Abenteuer im Hinterland von Montenegro - Trans Balkan Race fast geschafft!
… aber dafür eine unbeschreiblich schöne Landschaft!
Tag 10: Von Niksic nach Risan / Finish (71 km, 733 hm)

Der letzte Tag ist großartig. Es geht zwar noch mal einen kleinen Anstieg nach oben, jedoch durchgehend auf Asphalt und die Aussicht ist auch wieder wunderschön. Ich bin froh, diesen Abschnitt nicht noch in der Nacht zuvor gefahren zu sein, sondern nach ein bisschen Schlaf und im Tageslicht. Ich resümiere noch mal die Tour, versuche ordentlich in die Pedalen im Anstieg zu treten und gleichzeitig beim Bergabfahren möglichst langsam zu sein, um meine heruntergefahrenen Bremsen zu schonen. Und schließlich bin ich da, der so lange herbeigesehnte Blick über die Bucht von Kotor öffnet sich.

Ich genieße kurz den Moment, mache ein paar Bilder und dann geht es die Serpentinen runter zum Ziel. Dort werde ich herzlich empfangen, es gibt viele Glückwünsche, Schulterklopfer und natürlich die obligatorischen Nudeln. Wie auch beim Abschluss des Three Peaks Bike Race kann ich es noch gar nicht richtig fassen und bin anstelle von überschäumenden Emotionen eher relativ leer und gefühlsneutral. Auch hier kommt die Realisation darüber, was ich alles geschafft habe erst einige Tage später.

See mit einzelnen Inseln
Ein letztes Mal die Aussicht genießen…
Das Trans Balkan Race ist geschafft - ich bin am Ziel!
…bevor ich dann endlich am Ziel bin!

Noch in Radklamotten hüpfe ich ins Meer, dusche, checke dann in mein Apartment ein und schlafe erst mal eine Runde, bevor es am Abend zur Beachparty geht. Die Stimmung ist großartig und ich genieße es die Zeit mit den anderen zu verbringen und Geschichten auszutauschen. Genau diese Momente machen den Reiz von Ultradistanz-Rennen aus, das gemeinsame Leiden und gemeinsame erleben von Höhenflügen.

Es ist ein bunter Mix an unterschiedlichsten Leuten: Von jungen Menschen, die gerade ihr Studium beendet haben bis hin zu älteren Herrschaften, die schon einige Jahre mehr Lebenserfahrung haben. Von begnadeten Radfahrern bis hin zu Bikeneulingen wie mir. Uns alle verbindet der Hang zum Extremen und der Wunsch die Grenzen neu auszuloten. Was allerdings fehlt sind die Frauen: Auch bei diesem Rennen sind von über hundert Teilnehmern nur 6 gestartet. Ich hoffe wirklich sehr, dass sich dies in Zukunft ändert und sich mehr Frauen auch für solche Events anmelden. Denn die Teilnahme an diesem ist wirklich eine großartige Erfahrung und nichts, was ausschließlich Männern vorbehalten sein sollte! 🙂

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Klettern

Klettern auf Malta

Am Ende des Jahres stand noch mal ein ganz besonderes Highlight an – ein gemeinsamer Kletterurlaub mit meinem Mann. Nachdem wir nur über Weihnachten Zeit hierfür hatten, waren die Kriterien für die Wahl des Klettergebiets schnell klar: Es sollte 1. irgendwo in Europa sein 2. viele Sportkletterrouten auch im unteren Grad und 3. eine möglichst hohe Schönwettergarantie haben. Nachdem wir uns ein bisschen erkundigt hatten war schnell klar, dass die Wahl auf Malta fallen würde. Durch die sehr südliche Lage herrschen dort auch im Dezember und Januar noch milde Temperaturen und nachdem die Insel lange Zeit nur Trad-Routen hatte, wurde hier in jüngerer Vergangenheit sehr viele neue Sportkletterrouten erschlossen. Und tatsächlich: Die Routen sind wirklich alle gut abgesichert und eignen sich hervorragend zum Klettern!

Fels direkt am Meer
Schroffer Fels direkt am Meer – Malta bietet auch für Einsteiger optimale Kletterbedingungen!

Inhalt

  1. Anreise und Infrastruktur
  2. Anforderungen
  3. Klettergebiete Malta
  4. Klettern auf Gozo
  5. Aktivitäten für Pausetage
  6. Fazit

Anreise und Infrastruktur

Aufgrund der Tatsache, dass Malta eine Insel ist, bietet sich die Anreise mit dem Flugzeug an. Hierbei gibt es im Winter natürlich weniger Flugverbindungen als im Sommer, insgesamt ist das Angebot jedoch immer noch relativ groß. 

Vor Ort haben wir uns dann ein Auto gemietet. Es gibt zwar auch eine sehr gute Bus-Infrastruktur, aber die Bushaltestellen sind oft nicht direkt am Fels und wir wollten nicht so abhängig von den Busfahrplänen sein. De Insel selbst ist sehr klein, man ist also überall innerhalb von maximal einer Stunde Fahrzeit. Hierbei ist zu beachten, dass auf der Insel Linksverkehr herrscht und der Verkehr teilweise recht chaotisch ist. Man sollte also gute Nerven (und idealerweise Fahrgeschick) mitbringen. Wir hatten ein Hotel mit Kochmöglichkeit in der Nähe der Hauptstadt Valetta, von wo aus wir alles relativ schnell erreichen konnten. Es gibt Supermarktketten wie Lidl und Spar, sowie kleinere lokale Supermärkte. 

Anforderungen

Wir klettern relativ sicher im fünften Grad, ab dem sechsten wird es dann schon schwieriger. Dementsprechend sind wir also noch ziemliche Kletter-Einsteiger und daher auf leichte Routen angewiesen. Von denen gibt es auf Malta zwar nicht übermäßig viele, aber trotzdem genug für einen dreiwöchigen Kletterurlaub (mit regelmäßigen Pausetagen). Der Fels ist Kalkstein, d.h. scharfkantig, aber dafür mit genügend Griff-Möglichkeiten. Vom Vorteil ist, wenn man sich sich selber abseilen kann, denn dann ist der Zugang zu vielen Klettergebieten einfacher. Darüber hinaus gibt es einige Mehrseillängen. Diese waren für uns ideal, um unsere ersten Erfahrungen in diesem Bereich zu vertiefen.

Wie schon erwähnt sind die meisten Routen wirklich hervorragend abgesichert. Alle 1-2 m gibt es einen Bolt und auch die erste Absicherung ist nie sonderlich hoch. Am Top gab es dann meistens eine Sicherung mit zwei Fixpunkten. Lediglich auf Gozo ist die Absicherung zum Teil etwas abenteuerlicher, hier empfiehlt es sich definitiv auch eigenes Sicherungsmaterial mitzunehmen.

Kletterführer gibt es leider nicht wirklich gute. Wir haben uns das Buch Malta Rock Climbing gekauft, dieses ist jedoch sehr veraltet und auch die Beschreibung der Routen ist nicht wirklich gut. Besser ist das Buch Sport Climbing im Malta & Gozo, dieses ist aktuell (Stand Januar 2024) leider nicht mehr verfügbar, man kann es jedoch vor Ort bei der Community gegen eine Gebühr von 15 Euro ausleihen. Insgesamt empfiehlt sich die Nutzung von The Crag, dort sind fast alle Routen gepflegt und es gibt auch viele Infos für den Zustieg. 

Frau im Standplatz vor einem Sonnenuntergang
Standplatz an zwei Fixpunkten

Klettergebiete Malta

Insgesamt gibt es auf Malta 13 Klettergebiete. Wir haben uns jedoch auf die Klettergebiete an der Küste fokussiert, nachdem wir an unserem ersten Klettertag ein Gebiet im inneren der Insel ausprobiert hatten (Wied-il-Ghassel) und uns da die Landschaft nicht so überzeugt hat – es liegt am Rande eines Steinbruches und dementsprechend hoch ist der Geräuschpegel.

Wied Babu

Dies ist das größte Klettergebiet mit den meisten Sportkletterrouten auch in unteren Schwierigkeitsbereichen. Hier gibt es außerdem drei Mehrseillängen (mit jeweils drei Pitches), von denen jedoch nur zwei Meerseillängen durchgehend gebolted sind. Diese sind im vierer und unteren fünfer Bereich und daher gut machbar. Wie der Name schon sagt liegt das Klettergebiet in einer Schlucht, die im Meer mündet und insbesondere die Mehrseillängen sind auch wirklich direkt am Meer. Hier kann man auf jeden Fall ein paar Tage verbringen! 

Frau die sich abseilt
Abseilen nach der Mehrseillänge
Blick auf das Wied-Babu
Radar-Point

Dieses Klettergebiet liegt im Nordwesten der Insel direkt am Meer. Hier kann es an Tagen mit viel Wind recht stürmisch werden. Zum Parken empfiehlt sich der Radar-Point, welches ein ehemaliges Militärgelände darstellt (Lost Place!). Um zu den Routen zu gelangen kann man sich dann entweder abseilen oder um die Klippen herum wandern. Hoch kommt man entweder ebenfalls wieder zu Fuß, über eine leichte Ausstiegsroute oder einen Klettersteig. In diesem Klettergebiet ist der Fels zum Teil recht brüchig und an unserem letzten Klettertag ist uns dann auch ein Griff ausgebrochen (zum Glück ohne Verletzungen!). Es gibt einige Routen auch im unteren Schwierigkeitsbereich, die Auswahl ist für etwas bessere Kletterer jedoch deutlich größer. 

bröckeliger Kletterfels
Sieht unschuldig aus, ist aber extrem bröckelig….
Ghar Lapsi

Das Klettergebiet liegt im Südwesten der Insel und ist unserer Meinung nach das Schönste in ganz Malta. Entlang der Küste zieht sich der Fels, wobei die einzelnen Sektoren immer in kleinen Höhlen liegen (was aber nicht bedeutet, dass es nur Überhänge gibt!). Außerdem lässt sich hier am Abend wunderbar der Sonnenuntergang genießen. Um zu diesem Klettergebiet zu kommen kann man am gleichnamigen Parkplatz parken und dann zu den Routen laufen (wobei man einige Höhenmeter überwinden und zum Teil auch ein bisschen klettern muss). Wer auch mal vor einer Route im unteren sechsten Grad nicht zurück schreckt, der kann in diesem Gebiet auf jeden Fall zwei Tage verbringen.

Blick auf das Klettergebiet Ghar-Lapsi (links ist der Fels, rechts das Meer)
Ix-Xaqqa

Hier gibt es nur Mehrseillängen mit mindestens drei Pitches, die jedoch alle wirklich direkt am Meer sind. Das bedeutet aber auch, dass der Zustieg zum Beginn der Tour nur über Abseilen möglich ist und man nur durch Hochklettern wieder aus der Wand heraus kommt. Das sollte man auf jeden Fall immer im Hinterkopf haben und dementsprechend eher eine Schwierigkeit unter dem eigentlichen Können wählen (zumal uns die Routen schwieriger vorkamen als angegeben war). Darüber hinaus sind nicht alle Mehrseillängen durchgehend Sportkletterrouten. Gut informiert und ausgerüstet ist das Gebiet jedoch zum Klettern wirklich sehr zu empfehlen.

Mann der sich abseilt
Abseilen zum Beginn der Mehrseillänge in Ix-Xaqqa

Klettern auf Gozo

Gozo erreicht man mit der Fähre vom westlichen Zipfel Maltas in einer halben Stunde. Zuerst hatten wir geplant nur einen Tag in Gozo zu bleiben und am Abend wieder zurück zu fahren. Von Bekannten wurde uns jedoch vorgeschwärmt, wie toll Gozo zum Klettern sei und dass man dort auf jeden Fall zwei Tage verbringen kann – weshalb wir uns umentschieden und eine Unterkunft buchten (Tipp: Grotto‘s Paradise B&B, total nette Gastgeber und tolles Frühstück zum sehr bezahlbaren Preis). Rückblickend hätte klettertechnisch für uns auch ein Tag gereicht, aber dazu später mehr. 

Wie schon erwähnt verkehren zwischen Malta und Gozo Autofähren. Um auf die Fähre zu kommen sollte man insbesondere zu Stoßzeiten ein bisschen Zeit einplanen (es gibt jedoch eine App von der Fährgesellschaft die recht detailliert über die aktuelle Wartezeit informiert). In Gozo angekommen sind wir direkt zum Wied il-Mielah gefahren. Dieser Fels sieht enorm imposant aus und ist daher auch ein beliebtes Fotomotiv, tatsächlich sind die Routen aber relativ einfach. Die Schwierigkeit ist lediglich, dass alle Stände sehr nah am Wasser sind und man daher immer ein bisschen aufpassen muss, damit die Seilenden nicht ins Wasser fallen. 

Kletterfels
Blick auf den Wied-il-Mielah, die Kletterrouten verlaufen direkt an den drei Außenkanten.

Am Abend sind wir dann noch in der Hauptstadt Victoria essen gegangen (weitere Empfehlung: Pizzeria Casa Vostra, hier gibt es auch sehr leckere vegane Pizza!) und haben die Cittadella angeschaut. Gozo ist wirklich deutlich schöner als Malta, allein deshalb lohnt sich hier ein Übernachtungsbesuch. Am nächsten Tag wollten wir dann noch zu einem anderen Klettergebiet allerdings waren wir dort ein bisschen von der zum Teil abenteuerlichen Absicherung abgeschreckt. Wenn man selber Sicherungen legen kann geht das vermutlich trotzdem, uns war es zu unsicher. Wir beschlossen dann, direkt wieder zurück nach Malta zu fahren und am Radar-Point noch ein bisschen zu klettern. 

Insgesamt haben wir in Gozo also nur zwei von den acht Klettergebieten gesehen und sind nur in einem wirklich geklettert. Für eine fundierte Aussage darüber, wie gut sich Gozo zum Klettern eignet ist das wohl ein bisschen wenig. Da die Insel jedoch wirklich sehr schön ist lohnt sich ein Abstecher aber auf jeden Fall. Und wenn man etwas weniger risikoscheu ist (oder besser für Trad-Climbing ausgestattet ist), kann man hier vermutlich auch mehr Tage verbringen. 

Aktivitäten für Pausetage

Im Gegensatz zu Kreta, wo wir letztes Jahr im Kletterurlaub waren, bot Malta für uns nicht wirklich viele Aktivitäten für Pausetage. Ich bin meistens eine Runde laufen gewesen, wobei der Verkehr wirklich extrem ist und es um Valetta nicht so schöne Laufrouten gibt. Durch die Steinstrände (und die doch etwas kühleren Temperaturen) ist auch am Strand liegen wenig verlockend. Einzig Gozo bietet noch mehr Möglichkeiten auch außerhalb des Kletterns und ist auch verkehrstechnisch ein bisschen entspannter. 

Bild mit Booten und Häusern
Hotelbunker, Steinstrände und viele einzelne Buchten prägen das die Küste Maltas

Fazit

Trotz der Tatsache, dass wir die Insel nicht so schön fanden, haben wir den Kletterurlaub wirklich sehr genossen! Auch Ende Dezember war das Wetter noch gut und die Temperaturen perfekt zum Klettern. Gleichzeitig war nicht allzu viel los und wir sind uns nicht mit anderen Kletterern in die Quere gekommen. Die Routen sind gut abgesichert und es gibt auch für untere Schwierigkeitsgrade einige interessante Möglichkeiten. Wenn man wirklich alle Klettergebiete erkunden möchte sollte man mindestens zwei Wochen einplanen, ansonsten ist aber vermutlich auch eine Woche völlig ausreichend. 

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Radrennen

Three Peaks Bike Race Ausrüstung

Neben dem Training und der Routenplanung war ein wichtiger Bestandteil meiner Vorbereitung für das Three Peaks Bike Race die Wahl der passenden Ausrüstung. Denn während ich bis jetzt vor allem auf klassischen Radtouren mit großen Gepäcktaschen unterwegs war, wollte ich mich bei diesem Abenteuer auf das Wesentliche reduzieren. Statt einem Zelt oder Biwacksack hatte ich daher nur eine dünne Picknickdecke dabei und statt mehreren Wechselklamotten nur jeweils ein Fahrrad- und Schlafoutfit.

Da das Three-Peaks dementsprechend auch mein erstes Ultradistanz-Rennen war, musste ich noch einige Ausrüstungsgegenstände kaufen (was natürlich die Kosten für so ein Rennen dann noch mal deutlich in die Höhe treibt…). Ich entschied mich dafür an Investitionen wie dem Schlafsack, der Isomatte oder der Bib-Short nicht zu sparen, dafür jedoch bei den Gepäcktaschen und dem Trikot auf etwas günstigere (aber auch nicht unbedingt schlechtere!) Modelle zurück zu greifen. Hier ist einmal die komplette Auflistung meiner Ausrüstung. Ich habe jeweils verlinkt, wo ich die Sachen gekauft habe, hierfür bekomme ich jedoch nichts. Kaufe sie also gerne wo du magst (und optimalerweise auch lokal oder gebraucht).

Fahrrad und Technik

MaterialVorteileNachteile
Rennrad von Rose (Pro SL 105)Ein wirklich gutes Einsteiger-Rennrad! Ich hatte es mir schon vor einigen Jahren gekauft und damit nie Probleme gehabt – gute Sitzposition und nahezu unverwüstliche Komponenten. Keine Scheibenbremsen und sehr dünne Reifen (da wir fast nur gutes Wetter hatten war das okay, bei schlechterem Wetter vermutlich etwas problematischer).
Werkzeugbox (von Decathlon, passt in den Getränkehalter)– Multitool, Luftpumpe, Ersatzschlauch und Reifenheber (kein Schaltauge ;))Minimalausstattung, die in Anbetracht der hohen Fahrradladen-Dichte vollkommen ausgereicht hat. Offroad sieht das vermutlich etwas anders aus, da würde ich etwas mehr mitnehmen.
Powerbank INIU (10000 mAh)Klein und leicht mit LED- Ladestandsanzeige (sehr praktisch, da man so immer genau weiß, wie viel Energie man noch hat).Die Stromversorgung war auf der Tour der kritische Punkt, da ich stets Handy, Wahoo, Fahrradlichter und Tracker laden musste. Zukünftig würde ich daher in einen Dynamo investieren.
HAMA USB-A 4 Port SchnellladegerätExtrem praktisch, da man oft auf Campingplätzen/Hostels/Cafès nur eine Steckdose zur Verfügung hat.
Wahoo Element Bolt (ausgeliehen von Paceheads)Für die Vorbereitungstouren habe ich mit meiner Garmin Forerunner 945 immer sehr gut navigiert, für das Race wollte ich dann aber doch einen Fahrradcomputer haben. Der Verleih lief total problemlos und war ziemlich günstig (ca. 30 Euro für 1 Monat).Leihen lohnt sich, wenn das Budget begrenzt ist. Bei wem das keine Rolle spielt (oder wenn man eh schon immer mal einen Fahrradcomputer haben wollte), empfehle ich den Wahoo direkt zu kaufen. Sehr gutes Navigationsgerät!
FahrradlampenNo-Name Produkte die ich noch daheim hatte. Ich habe hier gespart und das sollte man auf keinen Fall tun! Großer Sicherheitsaspekt!
Olight
Halterung
für Helmlampe
Extrem praktische und vielseitig einsetzbare Halterung für eine Lampe am Helm. Diese würde ich auf jeden Fall empfehlen, da man damit auch mal den Wahoo ablesen oder in eine Ecke leuchten kann.
Mini-SchlossKann man vermutlich mit einer Zange aufbrechen, aber um das Fahrrad mal kurz vor dem Supermarkt stehen zu lassen reicht es auf jeden Fall.

Schlafen und Hygiene

HELIUM 400 – DaunenschlafsackToller Schlafsack! Lässt sich sehr klein verstauen und ist trotzdem total warm und gemütlich.Für die Bedingungen bei dem Rennen hätte vermutlich auch ein dünnerer Schlafsack gereicht. Ich friere nachts jedoch schnell und wollte daher nichts riskieren.
Ultra 3R Isomatte von ExpedSehr bequem und geräuscharm.Großer Pumpsack, der das Aufpumpen der Matratze etwas umständlich macht.
PicknickdeckeBeste Investition! Schützt die Isomatte und den Schlafsack vor Schmutz, wenn man ohne Zelt biwakiert und ist gleichzeitig wirklich klein und leicht.Da man bei dem Three Peaks fast immer die Möglichkeit hat, bei schlechtem Wetter in einem Hotel oder überdachten Unterstand zu übernachten kann man das Rennen (in meinen Augen) sehr gut ohne Zelt oder Biwacksack fahren.
Kissen (Ultraleicht!)Luxusgegenstand, der den Schlaf jedoch um einiges erholsamer macht!Man möchte gar nicht mehr aufstehen, was in so einem Race natürlich auf Kosten der Platzierung geht 😉
Airlite Towel ReisehandtuchWürde ich auf jeden Fall wieder mitnehmen. Sehr praktisch für die Katzenwäsche zwischendurch.
Zahnbürste, Zahnpasta, Sonnenmilch, Kontaktlinsen, Sitzcreme, Pflaster, Mullbinde, Rettungsdecke Ich bin mit Kontaktlinsen gefahren und hatte da keine Probleme. Habe allerdings für das Rennen etwas hochwertigere mit einer längeren Tragezeit gekauft und ein Paar als Ersatz dabei gehabt.

Kleidung

Bib-Short von AssosAn der Bin-Short würde ich definitiv nicht sparen. Insbesondere eine Schnalle ist sehr viel wert und das Sitzpolster sollte wirklich gut zum Hintern und Sattel passen! Die Bib-Short von Assos erwies sich leider als nicht so robust (Die Träger sind z.B. zum Teil schon nach wenigen Tagen Nutzung eingerissen).
Trikot von AGUGünstig und robust. Ist halt kein Rapha 😉 Und nächstes Mal würde ich noch ein Wechseltrikot einpacken.
Regenjacke von AGUSehr kleines Packmaß, günstig, hochwertig verarbeitet.Leider nicht wirklich wasserdicht und atmungsaktiv. Hier würde ich zukünftig eher in hochwertigere Jacken wie z.B. die Gore Shakedry investieren.
Armlinge und BeinlingeWürde ich auf jeden Fall wieder mitnehmen. Insbesondere für Passabfahrten oder wenn es morgens noch kalt ist sind die echt super!
Icebreaker Micropuff-JackeHabe ich schon seit vielen Jahren und leistet mir immer noch gute Dienste.
Ortovox FleecejackeAbsolute Lieblingsjacke, die den hohen Kaufpreis auf jeden Fall wert ist! Lässt sich klein verstauen und hält sehr warm.
Sportleggins + T-ShirtDienten als Wechselklamotten für die Nacht und würde ich auf jeden Fall wieder mitnehmen. Das tut wirklich gut, die verschwitzten Sachen abends mal ausziehen zu können.

Fahrradtaschen/Sonstiges

AGU Seat-Pack VentureSehr gute Tasche, die fest sitzt und nicht wackelt. Sehr praktisch sind auch die Gummizüge, mit denen sich einiges auf der Tasche befestigen lässt.Die Wasserdichtigkeit ist vermutlich der kritische Punkt. Aber in Kombination mit einem Dry-Back sollte das kein Problem sein!
AGU Tube Rahmentasche Sehr robust, stabil und passt auch in kleine Rahmen.Leider ebenfalls nur wasserabweisend und nicht wasserdicht (wird von dem Hersteller jedoch auch so beschrieben).
Kleine OberrohrtascheGeräumig und mit viel Platz für alles, was man griffbereit dabei haben möchte.
Woho Seat-Stabilizer Sehr praktisch für die Trinkflaschen, wenn diese bei Verwendung einer Rahmentasche nicht mehr in den Rahmen passen.Die mitgelieferte Befestigung hält nicht, daher lieber mit ein paar Schrauben und Muttern nachhelfen.

Ausrüstung: Fazit

Was die Ausrüstung für ein Ultradistanz-Rennen angeht, so kann man natürlich viele Stunden in die Optimierung investieren: Welcher Schlafsack bietet den besten Komfort bei geringstem Packmaß? Soll ich lieber die Rahmentasche von Marke X oder Ynehmen? Welche Bib-Short passt mir am Besten? Wenn man wie ich nicht gesponsert wird (und ein begrenztes Budget zur Verfügung hat), muss man natürlich priorisieren und hier und da auch Abstriche machen. Insgesamt versuche ich stets, vorhandenes Material zu nutzen und wenn das nicht geht möglichst hochwertige, langlebige Produkte zu kaufen, die gut in Testberichten abschneiden und/oder viele positive Rezensionen haben.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich mit meiner Ausrüstung für das Three Peaks Bike Race wirklich sehr zufrieden war und nur minimale Anpassungen bei der nächsten Tour machen würde. Einen kompletten Rennbericht gibt es hier. Und falls du noch Fragen zu der Ausrüstung oder dem Rennen allgemein hast, schreib mir gerne eine Mail!

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Wandern / Trailrunning

Trailrunning Solo: Entschenkopf und Rubihorn

Nachdem ich letzten Sommer sehr viel in den Bergen unterwegs gewesen bin, hatte ich das diesen Sommer auch aufgrund der Vorbereitung für das TPBR ein bisschen vernachlässigt. Und an das letzte Mal Trailrunning in den Bergen konnte ich mich schon kaum mehr erinnern. Also die nächste günstige Kombination aus freier Zeit und gutem Wetter abgewartet und dann auf in den Zug und nichts wie los Richtung Oberstdorf. Vom Bahnhof Langenwang (eine Station vor Oberstdorf) ging es zuerst hoch auf den Entschenkopf, dann den Grat entlang Richtung Gaisalpsee, von dort noch mal hoch zum Rubihorn und dann wieder runter Richtung Oberstdorf. Das Wetter war perfekt (ein bisschen Wolken, ein bisschen Sonne, nicht zu warm) und ich hatte richtig Spaß.

Und auch, wenn ich total gerne mit anderen zusammen unterwegs bin – alleine hat es schon auch was. Ich konnte ganz frei entscheiden, wie lange oder schnell ich laufe, wann ich Pause mache, ob ich mich unterhalten möchte oder nicht. Werde ich also ab jetzt definitiv auch ein bisschen häufiger mal machen!

Für alle, die jetzt auch Lust bekommen haben: Ich kann die Tour vor allem als Wanderung auf jeden Fall empfehlen! Bei guten Wetterverhältnissen, einer ausreichend hohen Kondition und Trittsicherheit würde ich die Entschenkopf-Überschreitung auf jeden Fall machen, aber dann Gaisalpsee Richtung Gaisalpe zurück nach Oberstdorf gehen. Auf für Trailrunner ist es geeignet, allerdings war der Renn- Lauf Anteil (zumindest bei mir) eher zugunsten des Laufens….

Hier ist noch die Route auf Komoot:

Viel Spaß 🙂

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Radrennen

Fünf Dinge, die ich bei dem TPBR 2023 gelernt habe

  1. Ich bin dafür verantwortlich, dass es mir gut geht.

Habe ich gerade Hunger? Bin ich müde? Möchte ich in ein Hotel? All das sind total entscheidende Fragen und meistens gibt uns der eigene Körper darauf die richtigen Antworten. Man sollte sich häufiger erlauben auf diese zu hören und versuchen, die eigenen Bedürfnisse gegenüber anderen Menschen durchzusetzen.

Interessanterweise habe ich in den letzten Wochen oft an die Tour zurück gedacht. Und mich auch im Alltag, insbesondere dann, wenn es mir nicht so gut ging reflektiert: wie kann ich mir genau jetzt etwas gutes tun? Und ich habe gelernt, mich besser abzugrenzen und einfach auch zu sagen: ich muss jetzt schlafen! Ich muss jetzt essen! 

  1. Es lohnt sich Dinge zu machen, die einem Angst machen/ unsicher erscheinen. 

Mitten in der Nacht Fahrrad fahren? Einen Pass im Dunkeln erklimmen? Draußen schlafen? 

Bei all diesen Erlebnissen hat es sich gelohnt, die eigene Angst zu überwinden. Denn dies wurde mit den besten Erlebnissen quittiert und die Ängste sind glücklicherweise nie wahr geworden! 

Auch jetzt muss ich mich immer noch überwinden Dinge zu tun. Beispielsweise alleine in die Berge zu fahren oder im Wald übernachten. Ich tendiere dazu, dann doch die Gemeinschaft zu suchen und die Aktivitäten mit anderen zusammen zu machen. Aber ich versuche, mich immer wieder bewusst an meine Erlebnisse zurück zu erinnern und auch im Alltag herauszufordern.

  1. Situationen können sich unglaublich schnell ändern.

Der Tag in den Dolomiten war wirklich unfassbar anstrengend! Aber was für eine Wendung alles genommen hat, als ich den anderen Racer getroffen habe und wir uns ein Zimmer teilen konnte. So konnten wir duschen und ein richtig tolles Essen genießen. Und dann drinnen schlafen, während draußen das Gewitter getobt hat.

Auch im Alltag wechseln sich Hochs und Tiefs ja oft ab. Man kann eben nicht immer gute Laune haben und man kann sich nicht immer gut fühlen. Manchmal zweifelt man an sich. Manchmal hat man Angst. Manchmal ist einem einfach alles zu viel. Aber das ist okay und das gehört zum Leben dazu! 

  1. Erst Durchatmen, dann verzweifeln. 

Nach meinem Unfall hatte ich wirklich das Gefühl: jetzt ist die Tour vorbei! Einfach, weil mein Fahrrad so demoliert ausgesehen hat und ich die Schwere der Schürfwunden nicht ganz einschätzen konnte. Aber es hat sich gelohnt, sich einfach einmal in Ruhe hin zu setzen, durchzuatmen und den Schaden zu begutachten: ist es wirklich so schlimm, wie ich denke? Kann ich das nicht wieder reparieren? Und genau so war es dann ja auch.

Fix your own problems ist ein Zitat von Jenny Tough, der mir seit der Tour immer wieder im Kopf rum schwirrt und der sich auch sehr gut auf den Alltag anwenden lässt. Egal was für Herausforderungen auch auf einen zukommen – es lohnt sich selber Verantwortung dafür zu übernehmen und Lösungen zu finden. 

  1. Das Leben ist einem nichts schuldig.

Warum bin ich nicht schneller? Warum musste ich stürzen? Diese Gedanken haben mich während der Tour manchmal beschäftigt. Ich musste mir immer wieder bewusst machen, wie unglaublich privilegiert ich bin, dass ich diese Tour machen darf. Dass ich genug Geld habe und die körperliche Fitness.

Auch das habe ich versucht auf den Alltag anzuwenden. Statt mich darüber zu ärgern, wie viel Stress ich gerade auf der Arbeit habe, habe ich versucht dankbar zu sein, DASS ich überhaupt eine Arbeit habe. Und statt neidisch auf die zu schauen, die – in den eigenen Augen – schon viel mehr erreicht haben, auf die, die weniger weit sind. Oder es gar nicht erst versucht haben. 

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Radrennen

Three Peaks Bike Race 2023 Rennbericht

Inhalt:

  1. Hinreise nach Wien
  2. Tag 1: Wien nach Göstling (Österreich)
  3. Tag 2: Göstling nach Ellmau (Österreich)
  4. Tag 3: Ellmau nach Sankt Leonhard in Passier (Alpen)
  5. Tag 4: Sankt Leonhard in Passier nach San Giovanni di Fassa (Dolomiten)
  6. Tag 5: San Giovanni di Fassa nach Mailand
  7. Tag 6: Mailand nach Oulx (Susatal)
  8. Tag 7: Oulx nach Andance (Frankreich)
  9. Tag 8:Andance zum Puy Mary (Massif Central)
  10. Tag 9: Puy Mary nach Toulouse
  11. Tag 10: Toulouse nach Boutx (Pyrenäen)
  12. Tag 11: Boutx nach Calaf (Spanien)
  13. Tag 12: Boutx nach Barcelona

07. 08 2023 – Hinreise nach Wien

Vor dem Start des Rennens bin ich ziemlich aufgeregt. Werde ich es bis nach Barcelona schaffen? Was ist, wenn ich Schmerzen bekomme? Was ist, wenn mein Rad kaputt geht?

Im Zug von München nach Wien sind in meinem Abteil noch drei andere Rennradfahrer:innen, deren Räder verdächtig nach Ultracycling-Teilnahme aussehen. Mit einer Fahrerin komme ich näher in Kontakt und wir reden ein bisschen über unsere Vorbereitung und die geplante Strecke. Anders als bei anderen Events, bei denen die Route fest geplant ist, muss beim TPBR jede:r Fahrer:in die Strecke zwischen den obligatorischen Checkpoints und Parcours selber planen. Da der zweite Parcour in beide Richtungen befahren werden durfte, ergaben sich in diesem Jahr zwei große Routenoptionen: Entweder von Norden nach Süden und dann über Italien oder von Süden nach Norden und dann über die Schweiz. Mein Plan war eigentlich von Anfang an Option 1 gewesen, doch schon in den letzten Tagen vor dem Rennen hatte ich zunehmend angefangen daran zu zweifeln. Als dann die andere Teilnehmerin ebenfalls erzählt, dass sie über die Schweiz fährt, frage ich mich erneut, ob ich das nicht auch hätte machen sollen. Während der restlichen Zugfahrt versuche ich diese Strecke also noch notdürftig auf dem Handy zu planen, aber so richtig gut klappt das nicht.

In Wien angekommen geht es dann erst mal zum Bike-Check und wir bekommen unsere Cap und den Tracker. Die Stimmung ist gut, auch, wenn alle ziemlich aufgeregt sind. Mit einem Teil der Gruppe verabrede ich mich zu einem gemeinsamen Abendessen. Wir reden ein bisschen über unsere Vorbereitungen zu dem Rennen und womit wir uns so verrückt gemacht haben. Alle sind total nett und es herrscht überhaupt keine Konkurrenzstimmung. Und ich finde sogar jemanden, der genau die gleiche Route fahren möchte wie ich – endlich! Ansonsten scheint aber doch ein Großteil über die Schweiz zu fahren, mir wird jedoch Mut gemacht, jetzt nicht noch mal alles über einen Haufen zu werfen, sondern wie geplant zu fahren – was sich hinterher auch als genau die richtige Entscheidung herausstellt.

Trotz der guten Gesellschaft verabschiede ich mich früh und fahre zu meinem Hotel, da ich in der Nacht zuvor kaum geschlafen hatte und ziemlich müde bin.

Tag 1: 09 Juli 2023 – Wien nach Göstling (Österreich) (178 km, 2.560 hm)

Am nächsten Morgen wache ich sehr gut ausgeschlafen aus und mache mir erst mal einen Kaffee. Anschließend stelle ich meinen Wahoo und die Garmin Uhr auf minimalen Stromverbrauch ein und stelle sicher, dass alle Routen geladen sind. Anschließend geht es los Richtung Innenstadt, ich stärke mich noch mit einer Pizza und fahre dann zum Startpunkt. Auch hier herrscht wieder eine sehr nette und unterstützende Stimmung, es wird ein bisschen über das Equipment gefachsimpelt und dann geht es um 11:45 Uhr endlich los!

Am Anfang fährt das Feld eng zusammen, je mehr km es werden desto stärker zieht es sich jedoch auseinander da man sich bei den unzähligen Auf- und Abfahrten schnell verliert. Außerdem ist es unfassbar heiß und ich frage mich wirklich, wie ich die ganze Tour überstehen soll.

Aber irgendwie komme ich voran und erreiche gegen 18 Uhr das Ende von Parcour 1. Eigentlich hatte ich geplant hier schon ein Schlafplatz zu suchen, aber ich fühle mich noch fit und fahre daher weiter (Richtung Norden, womit die Routenwahl endgültig besiegelt ist). Nach ca. 20 km werde ich von einem anderen Rennteilnehmer überholt und wir fahren ein Stück zusammen und quatschen, bis ich mir schließlich eine Bushaltestelle als Schlaflager aussuche. Die ist perfekt, bis auf eine offene Seite komplett geschlossen und mit einer Bank, sodass ich relativ sichtgeschützt schlafen kann. Besser hätte meine erste Übernachtungsgelegenheit draußen ohne Zelt nicht sein können! Einziger Nachteil sind die vielen Autos, aber ich finde trotzdem genug Schlaf.

Kurz vor dem Start in Wien
Erste richtige Steigung überwunden…

Tag 2: 10 Juli 2023 – Göstling nach Ellmau (Österreich) (266 km, 2.966 hm)

Gegen 5 Uhr morgens klingelt mein Wecker und ich packe alles zusammen und fahre weiter – bis zum nächsten Supermarkt, der praktischerweise schon geöffnet hat und mit Toilette, Bäckerei und einer Bank vor dem Markt wirklich perfekt ausgestattet ist. Nach einer kurzen Rast fahre ich gestärkt weiter. Es geht durch mehrere Naturparks in der Steiermark und die Landschaft ist wirklich unfassbar schön. Immer wieder werde ich überholt (oder ich überhole) ein Pair, das ungefähr meine Geschwindigkeit fährt. Beide sind schon deutlich älter als ich und um einiges fahrraderfahrener, aber wir sind uns auf Anhieb sympathisch und ich genieße es sehr, ab und zu ein bisschen reden zu können (Ich darf nicht im Windschatten fahren, aber ein bisschen zusammenfahren und unterhalten ist okay). An einer recht viel befahrenen Straße biegen die beiden nach rechts ab und ich folge, was mit einem ziemlichen Umweg und deutlich mehr Höhenmetern quittiert wird. Etwas gefrustet von diesem Umweg mache ich erst mal Rast in einem Supermarkt und esse ein Eis, bevor es dann die ganzen Höhenmeter wieder herab geht…Mittlerweile hat sich das Wetter auch geändert, der Himmel ist voll mit Wolken und ich entkomme gerade noch so dem Gewitter. Hinter Bischofshofen geht es die Hochkönig-Straße entlang und ich merke das erste Mal, dass meine Übersetzung insbesondere bei dem Gepäck für manche Steigungen nicht ganz passend ist. Aber irgendwie schaffe ich es über beide Pässe bis nach Saalfelden am Steinernen Meer, wo ich mich erst mal im McDonalds mit Burger und Pommes stärke (was von manchen meiner dotwatchenden Bekannten mit Erstaunen kommentiert wird ;)).

Gestärkt geht es weiter, wobei ich langsam nach einer passenden Bleibe für die Nacht Ausschau halte. Ich frage zwei andere Radler, ob sie von einem guten Biwackplatz wüssten, und tatsächlich gibt es einen nur 10 km entfernt. Auf dem Weg dorthin unterhalte ich mich noch mit den Beiden, er ist Ultraläufer und kann daher ganz gut nachvollziehen, wie sich die Rennsituation für mich anfühlt. Der Platz ist ein öffentlicher Park, zu dem aber sogar eine Toilette mit Stromanschluss gehört. Perfekt! Ich ziehe mich um, baue im Dunkeln mein Nachtlager auf und habe eine sehr ruhige und erholsame Nacht unter dem Sternenhimmel.

Mein Schlaflager im Park
Sonnenaufgang am Morgen

Tag 3: 11. Juli – Ellmau nach Sankt Leonhard in Passier (Alpen) (224 km, 2219 hm)

Morgens ist es unfassbar gemütlich in meinem Bivi und ich möchte gar nicht aufstehen. Aber ein Blick auf den Traker zeigt mir, dass alle anderen schon längst am Weiterfahren sind, und so quäle ich mich aus meinem gemütlichen Schlafsack, packe alles zusammen und rolle in das Inntal hinein. In Innsbruck gehe ich erst mal einen Kaffee trinken und fahre dann weiter nach Ötz, zum Start des Parcour 1. Ab dort geht es erst mal hoch nach Sölden, wo ich gegen 17 Uhr ankomme und noch kurz meine Süßigkeitenvorräte aufstocke, bevor es dann weiter zum Timmelsjoch geht. Der Anfang ist zäh, aber hier hilft mir meine Fantasie und die Fähigkeit, sich mental in eine andere Situation hineinzuversetzen. Es bringt nix die ganze Zeit nur zu denken: Wie weit ist es noch? Ich kann nicht mehr! Warum habe ich nur so eine blöde Übersetzung? Vielmehr besteht der Trick darin, sich gedanklich mit irgendeiner anderen Sache zu beschäftigen und so die körperliche Anstrengung immer mehr zur Nebensächlichkeit werden zu lassen.

Blick ins Tal Richtung Salden vom Timmelsjoch

Glücklicherweise sind außerdem kaum andere Autos unterwegs und ich habe das Timmelsjoch fast ganz für mich allein. Nach der Mautstation geht es ein Stück runter und dann doch noch mal ziemlich lang bergauf, was ich total unterschätzt hatte. Gleichzeitig verdunkelt sich der Himmel und es sieht aus, als würde es gleich regnen. Alles etwas blöd und ich freue mich, als ich eine andere Racerin treffe. Gemeinsam quälen wir uns den Rest des Passes hoch, machen oben ein paar Fotos und treffen noch mehr Racer. Nach einer kurzen Rast geht es auf der anderen Seite runter und ich bin froh, Armlinge und Beinlinge dabei zu haben, da es nun doch recht kühl ist.

Um ca. 21 Uhr komme ich am Campingplatz in Sankt Leonhard in Passeier an. Dort treffe ich auf sehr interessierte andere Radreisende, die ganz begeistert von der Tour sind. Ich versuche, meine Erschöpfung zu verbergen und vielmehr auch begeistert zu erscheinen. Das funktioniert auch besser, nachdem ich mein Schlaflager im Aufenthaltsraum aufgebaut und geduscht habe. Leider schlafe ich ziemlich schlecht, da meine Luftmatratze die ganze Zeit auf dem glatten Boden hin und her rutscht…

Tag 4: 12. Juli – Sankt Leonhard in Passier nach San Giovanni di Fassa (Dolomiten) (149 km, 3.710 hm)

Am nächsten Morgen stehe ich gegen 06 Uhr auf, packe mein Zeug zusammen und gönne mir ein sehr großes (und unglaublich teures) Frühstück in einer Bäckerei. Aber ich bin einfach viel zu hungrig und um die Uhrzeit hat leider noch kein Supermarkt auf.

Gestärkt geht es dann den Jaufenpass hoch, relativ schnell leider in strömendem Regen. Und die Serpentinen wollen einfach nicht enden! Schließlich bin ich in komplettem Nebel, es fängt an zu donnern und ich habe keine Ahnung, wie weit es noch bis zur Passhöhe ist. Ich frage einen Autofahrer, der sagt noch ca. 500 m und tatsächlich – da ist das Passschild. Ein Glück! Triefend nass gehe ich in das kleine Café, ziehe mich komplett um, kuschele mich in meinen Schlafsack und stärke mich mit einer Tasse Kaffee. Verrückt, wie nah extreme Hitze (am Tag zuvor) und Eiseskälte zusammen liegen 😅

Aber es hilft ja nicht, ich muss den Pass wieder runter und unten kommt dann auch die Sonne raus. Ich lasse alles trocknen, ziehe mich wieder um (leider sind meine Schlafklamotten jetzt auch dreckig…) und fahre weiter. Ich habe echt keine Lust mehr. Aber mein nächstes Ziel ist: eine Pizza in Brixen! (das ist auf so einer langen Tour überhaupt der Gamechanger: Man muss sich einfach immer von Ziel zu Ziel hangeln, die im Idealfall immer nur so 20-30 km voneinander entfernt sind). Brixen ist voll mit gut riechenden Tagestouristen, und ich komme mir noch dreckiger vor als ich sowieso schon bin. Aber so etwas wird einem irgendwann auch immer egaler. Gestärkt mit Pizza und Pommes geht es anschließend weiter in Richtung Dolomiten. Dort gibt es wieder ein paar fieße Anstiege, aber aufgrund der späten Stunde bin ich fast alleine, die Wolkenkulisse ist unglaublich und lässt alle Anstrengungen des Tages vergessen. An der Passhöhe angekommen buche ich mir ein Hotel in 20 km Entfernung, lasse mich den Berg wieder runter rollen, checke ein und schlafe nach dem Duschen sehr schnell ein.

Bestes Frühstück der Tour!
Komplett durchnässt auf dem Jaufenpass…
Lieblingsort Dolomiten

Tag 5: 13. Juli –  San Giovanni di Fassa nach Mailand (288 km, 1.165 hm)

Am Morgen schlafe ich bis sieben Uhr, gönne mir noch das Frühstücksbuffet und fahre dann gestärkt weiter. Die Etappe verläuft raus aus den Dolomiten und rein in eine schön bewachsene Schlucht mit kleinen italienischen Dörfchen. Es geht jedoch (anders als erwartet) nicht nur bergab, sondern leider auch immer wieder bergauf. Allerdings ist das Ziel der ersten Etappe, der Garadasee, sehr verlockend. Und schließlich bin ich da! Es kommen viele andere Radtouristen an, für sie ist der See das Endziel der Reise und dementsprechend gut ist die Stimmung. Ich gönne mir ein Mittagessen mit direktem Blick auf den See und sehe auf dem Tracker, dass sich das Pair, mit dem ich zuvor immer wieder kurz gefahren bin, nähert. Ein guter Grund, noch ein bisschen länger sitzen zu bleiben! Und tatsächlich kommen die beiden kurz nach mir an und gemeinsam trinken wir noch einen Kaffee, bevor es dann wieder alleine weiter geht. Die Straße direkt am Gardasee ist leider ziemlich stark befahren und es geht immer wieder durch Tunnel – richtig gefährlich, zumal die Autofahrer echt rücksichtslos überholen.

Juhu, endlich am Gardasee!

In einem der längsten Tunnel fahren noch drei andere Radler hinter mir her, als es plötzlich beim Überholen eines Motorradfahrers einen Knall gibt. Ich möchte nur noch raus aus dem Tunnel und fahre weiter, die Gruppe bleibt zurück und mich plagt das schlechte Gewissen. Was, wenn etwas ernsthaftes passiert ist? Hätte ich auch anhalten sollen? Später erfahre ich, dass es sich nur um eine Reifenpanne gehandelt hat und bin erleichtert.

Trotzdem hat mich die Aktion irgendwie mitgenommen und der ganze Verkehr enorm gestresst. Ich mache immer wieder kurze Pausen, beschließe dann aber, einmal richtig anzuhalten und auch etwas zu essen. Dabei telefoniere ich kurz mit meinem Mann, was sehr gut tut. Als ich anschließend wieder weiterfahre, ist nicht nur meine Stimmung besser, sondern auch der Verkehr deutlich gemäßigter. Mit Anbruch der Dunkelheit halte ich bei einem McDonalds, unschlüssig, wo ich die Nacht verbringen soll. Ich lade meine Geräte und treffe auf einen anderen Racer, der allerdings schon aus dem Rennen ausgeschieden ist. Gemeinsam radeln wir durch die Nacht nach Mailand, er ist erst 19 Jahre alt und gerade mit der Schule fertig. Wir fachsimpeln ein bisschen über unser Equipment und tauschen uns über die bisherigen Erfahrungen aus.

In Mailand angekommen buche ich mir spontan ein Hostelzimmer mit 24 h Rezeption. Alles ein bisschen dubios, komische Rezeption, Zimmer nur mit Männern, aber wieder mal bin ich so müde, dass ich mir um mich oder das Bike keine großen Sorgen machen kann und nach dem duschen und Geräte laden um ca. 1 Uhr nachts sofort einschlafe.

Tag 6: 14. Juli –  Mailand nach Oulx (Susatal) (238 km, 1.116 hm)

Nach vier Stunden Schlaf wache ich auf, packe schnell alles zusammen und fahre durch die noch relativ ruhige und leere Stadt (am Abend bei meiner Ankunft war noch unglaublich viel los…).

Gerade rechtzeitig finde ich ein tolles Café und frühstücke erst mal ausgiebig. Als ich damit fertig bin sehe ich: Reifen platt. Mist! Aber kann man nix machen. Ich wechsele den Schlauch und kann relativ schnell weiterfahren. Es geht durch unspektakuläre Landschaften und sehr verlassene Dörfer – Po Ebene halt. Insgesamt ist aber alles deutlich weniger schlimm als gedacht. Leider fängt es bald an zu regnen und ich bin schnell ziemlich nass. In einem Dorf – ich dachte schon, dass ich die einzige Person bin, die diese verwinkelte Route nimmt –  treffe ich auf einen anderen Racer, der eine Reifenpanne hat. Er bekommt einfach den Schlauch nicht auf den Mantel! Ich kann nichts machen, außer danebenzusitzen und ihn mental dabei zu unterstützen und zu beruhigen. Schließlich schafft er es und ich freue mich unglaublich mit ihm.

Es geht weiter den Weg Richtung Turin. Dabei herrscht ein Mix aus Regen und Sonne, ich treffe immer wieder auf andere Racer und ingesamt ist die Strecke echt angenehm. In Turin angekommen esse ich in einem kleinen, italienischen Restaurant zu Mittag (Frühstück in Mailand, Mittagessen in Turin^^) und besuche noch einen Fahrradladen, in dem ich einen neuen Schlauch und ein neues Vorderlicht kaufe. Ich erzähle, dass ich noch bis Besançon kommen möchte, woraufhin mir der Mann versichert, das sei kein Problem, im Pass gebe es immer Rückenwind. Das motiviert mich total und ich merke wieder mal wie gut es tut optimistische Menschen zu treffen. Und tatsächlich – es herrscht richtig schöner Rückenwind und bald bin ich im Dorf vor der Passhöhe. Dort beginnt dann allerdings ein sehr unangenehmer Anstieg, einfach, weil die Straße so extrem befahren ist. Ich komme emotional an meine Grenzen und muss mehrmals an den Rand fahren, um mich zu beruhigen, bis ich endlich in der nächsten Stadt ankomme.  Auf Google Maps sehe ich, dass es etwas weiter im Dorf eine Kirche mit einem schönen Vordach gibt, und tatsächlich eignet sich dieses perfekt zum Schlafen. Lediglich die stündlich schlagenden Kirchenglocken sind etwas nervig…

Tag 7: 15. Juli – Oulx nach Andance (Frankreich) (238 km, 2.533 hm)

Ich wache in dem Moment auf, in dem ein Auto weg fährt – und finde mein Handy nicht mehr. In einer kurzen Schocksekunde durchsuche ich alles, und finde es unter meiner Isomatte. Ein Glück!

Ich packe alles zusammen und beginne um halb fünf morgens den Pass weiter hoch zu fahren. Der Verkehr ist jetzt zum Glück gemäßigt und die Kulisse bei dem Sonnenaufgang wunderschön! Bald bin ich mittendrin in den französischen Alpen und nach unzähligen Serpentinen kommt dann auch endlich der verkehrsfreie Tunnel, der mir von dem Mann im Fahrradladen versprochen wurde. Während die Autofahrer rechts durch den neuen Tunnel fahren, geht es für Radler links durch den alten. Das ist dann so früh morgens doch ein bisschen gruselig, gute Horror-Szenen Kulisse. Aber natürlich passiert nix dergleichen, ich radel durch den Tunnel und bin mitten in einem verschlafenen Ski-Dorf. Ab dort muss ich mich nur noch den Pass runter rollen lassen bis nach Besançon. Da ich bei der Abfahrt zunehmend Schmerzen im Rücken und noch keinen Kaffee getrunken habe, bin ich ziemlich schlecht gelaunt. Aber die erste französische Boulangerie rettet mich, ich verschlinge Unmengen an leckeren Backwaren, gehe noch mal rein, bestelle noch einen Kaffee und noch mehr essen. Aber meine Motivation ist trotzdem noch nicht wieder da. Zum Glück treffe ich beim Aufstieg zum nächsten Pass einen anderen Racer und gemeinsam läuft alles gleich viel besser. Außerdem sind die vielen Tages- Rennradfahrer und der abgetrennte Radweg auf der Straße unglaublich motivierend.

Sonnenaufgang im Susatal
Bienvenue en France!
Erster Pass in Frankreich geschafft 😉

Auf der Passhöhe fülle ich kurz meine Flasche auf und ziehe meine Armlinge und Beinlinge an, bevor es dann runter nach Grenoble geht. Je tiefer ich komme, desto größer wird jedoch die Hitze (man hatte richtig das Gefühl in eine Hitzefront einzutauchen!).

In Grenoble suche ich mir erst mal einen Supermarkt, decke mich mit Essen und Trinken ein und mache eine ausgedehnte Rast mit Mittagsschlaf. Erst knapp 2 h später geht es dann weiter Richtung Parcours 2 mit leider ziemlich viel Gegenwind.

Erst spät erreiche ich einen Campingplatz in Andance (die französischen Dörfer sind wirklich wie ausgestorben und Hotels findet man hier fast keine) und die Pforte ist leider schon zu, aber der Mann aus dem Gastronomiezelt lässt mich netterweise doch noch dort schlafen. Ich bekomme eine Parzelle mit einem Pavillon, worunter ich mein Schlafquartier aufbaue und kurze Zeit später erschöpft einschlafe.

Tag 8: 16. Juli – Andance zum Puy Mary (Massif Central) (254 km, 4.467 hm)

Als ich aufwache möchte ich gar nicht aufstehen, so gemütlich ist es unter meinem Verschlupf. Aber auch heute bringt mich der Blick auf den Tracker wieder in Schwung. Ich packe alles zusammen und fahre weiter – bis zum nächsten Ort mit einer Boulangerie, das habe ich natürlich am Abend noch ausgecheckt, wo es die gibt.  Als ich kurz danach durch ein Dorf fahre, höre ich plötzlich meinen Namen – und tatsächlich, ich werde von meinem Lieblings-Pair auf ein Kaffee abgefangen. Wir tauschen uns kurz über die aktuellen Befindlichkeiten aus und ich erfahre, dass sie heute noch bis über den Puy Mary wollen – das ist dann wohl auch mein Plan für den Tag 😀

Gestärkt geht es weiter über unzählige bergauf und bergabs, bis ich endlich am Start des Parcour 2 bin und mit dem Anstieg hoch zum Puy Mary beginne. Die Landschaft ist anders als in den Alpen und Dolomiten, sie erinnert ein bisschen an eine Mischung aus dem Schwarzwald und den Allgäuer Alpen. Als ich in einem Dorf vorbei komme stehen total viele Leute an der Straße, die alle jubeln und meinen Namen rufen – bis heute habe ich noch nicht rausgefunden, wer das initiiert hat, aber es war unglaublich cool! Ich fahre weiter, die Sonne geht unter und die Stimmung ist einfach wunderschön. Und schließlich bin ich oben auf dem Pass. Checkpoint 2 ist auch geschafft! Unfassbare Stimmung, tolle Atmosphäre, mal wieder sind alle Tiefs vergessen! Meinen Plan, oben zu biwakieren verwerfe ich aber aufgrund der Kälte. Ich fahre noch ein Stück bergab, was im Stockdunkeln nicht so spaßig ist und lege mich sobald ich die erste Siedlung erreicht habe hinter ein Haus auf eine Wiese. Über mir ist nur der Sternenhimmel. Es ist wunderschön, aber auch ziemlich kalt und ich bin froh über meinen warmen Schlafsack.

Wunderschöne Abendstimmung…
… und ein traumhafter Sonnenuntergang!

Tag 9: 17 Juli – Puy Mary nach Toulouse (260 km, 1.646 hm)

Ich schlafe mal wieder sehr tief und wache erst mit dem Weckerklingeln wieder auf. Da es schon dämmert packe ich schnell meine Sachen zusammen und lasse mich den restlichen Hang runter rollen, bis ich endlich im nächsten größeren Dorf ankomme. Dort suche ich eine Boulangerie, wobei ich auf einen anderen Rennteilnehmer treffe, der ebenfalls die perfekte Kombi aus Café und Boulangerie zu schätzen weiß. Wir tauschen uns über unsere Routen aus (er ist über den Norden gefahren) und wie so unsere Nacht war. Gemeinsam fahren wir noch ein Stück zusammen weiter und quatschen ein bisschen. Auf der Abfahrt trennen sich jedoch unsere Wege, ich bin einfach deutlich langsamer als er. Schließlich erreiche aber auch ich das Ende von Parcour 2 und beginne mit dem langen (und etwas langweiligen) Abschnitt nach Toulouse. Es geht zuerst durch die Natur, aber dann relativ lang einfach nur auf einer Bundesstraße entlang – bei brutaler Hitze und Sonnenschein. Ich radele und radele. In einem Dorf suche ich nach Essen, finde jedoch nichts (Sonntage und Montage sind essenstechnisch ziemlich schwierig in Frankreich, wie ich später erfahre). Als ich eine Frau nach Einkaufsmöglichkeiten frage, lädt sie mich kurzerhand zu sich ein und richtet mir Brote. Das Haus ist bis in den letzten Winkel zugestellt und wirkt total gemütlich. Ich freue mich sehr über die Begegnung und gestärkt geht es eine halbe Stunde später weiter Richtung Toulouse. Dorthin geht es über Montabaur und dann einen ewig langen, schnurgeraden Kanalweg entlang. Mit Anbruch der Dunkelheit rolle ich in die Stadt ein, fahre erst mal zum falschen Hotel (warum gibt es auch zwei vom gleichen Anbieter in dieser Stadt?!) und nutze den Umweg jedoch, um mir die Stadt noch etwas anzuschauen und was zu essen zu holen. Glücklich checke ich gegen halb 11 in das richtige Hotel ein, wasche meine Kleidung und mich, esse und schlafe kurze Zeit später wieder vollkommen erschöpft ein.

Tag 10: 18. Juli – Toulouse nach Boutx (Pyrenäen) (168 km, 2.561 hm)

Am Morgen überlege ich kurz, ob ich noch das Frühstücksbuffet mitnehmen soll, entscheide mich dann aber doch für den etwas früheren Aufbruch und das letzte Frühstück in einer französischen Boulangerie. Anschließend kaufe ich noch ein paar Snacks im Supermarkt und fahre dann los Richtung Pyrenäen. Toulouse wäre definitiv eine Stadt, in der ich gerne mal ein bisschen leben würde: scheinbar wirklich tolles Abend/Nachtleben, Nähe zu den Bergen, die Boulagerien… In einer etwas größeren Stadt mache ich einen kurzen Stopp in einem Café (leider ist der Kaffee hier deutlich schlechter als in Italien) und fahre dann weiter. Die Hitze macht mir zunehmend zu schaffen. Im letzten Supermarkt vor den Pyrenäen mache ich noch mal Halt, kaufe viel zu viel Lebensmittel, finde keinen wirklich gemütlichen Ort zum essen, fahre unbefriedigt weiter und beginne den Kampf gegen die drei vor mir liegenden Peaks. Und das bei ca. 40 Grad und praller Sonne. Ich bin am Ende der Kräfte. Schaffe es kaum, auch nur ansatzweise kraftvoll zu treten und kämpfe mich wirklich Stück für Stück, mit unfassbar vielen Pausen den Berg hoch. Dann Abfahrt, ein Eis, dann den nächsten Pass hoch. Kurz vor der Passhöhe des Dritten Passes (Col du mente) treffe ich wieder auf den Racer vom Tag zuvor. Er ist in einer fast noch desaströseren Stimmung als ich und gemeinsam kämpfen wir uns die letzten Meter nach oben. Bei der Auberge auf der Passhöhe fragt er nach einem Zimmer, und tatsächlich, es gibt noch eins für uns. Was für ein Glück!! Und so sitzen wir eine knappe Stunde später frisch geduscht bei einem herrlichen Abendessen. Und als dann noch der Riesen Becher Eis zum Nachtisch kommt ist die Welt endgültig wieder in Ordnung!!! Echt verrückt, wie schnell sich alles ändern kann 😊

In den Pyrenäen
Bestes Abendessen der Tour!
Zwischenstand Bike: Noch hält alles.

Tag 11: 19 Juli –  Boutx nach Calaf (Spanien) (229 km, 3. 065 hm)

Um fünf klingelt der Wecker und wir quälen uns aus den Betten und rein in die Radklamotten. Es ist noch dunkel als wir den Pass herabfahren und so verlieren wir uns schnell, da ich bei den Lichtverhältnissen bergab noch langsamer als sowieso schon bin. Noch in der Dämmerung erreiche ich die Spanische Grenze, und wieder mal bin ich erstaunt wie schnell dich das komplette Landschafts- und Stadtbild hinter einer Grenze ändert. Mein Ziel ist die nächste größere Stadt hinter der Grenze und mein Kaffeebarometer ist wirklich im gefährlich roten Bereich als ich endlich dort ankomme – und wieder auf den anderen Racer treffe, der sich auch erst mal zwei Kaffees bestellt hat. Wir frühstücken und unterhalten uns ein bisschen über unsere Arbeitsalltage, was auch mal ganz nett ist. Anschließend fahren wir noch ein Stück hoch zu einem Tunnel, der glücklicherweise die Höhenmeter für den Tag deutlich reduziert (Komoot rechnet immer die Höhenmeter, die man ohne den Tunnel hätte fahen müssen). Angekommen am Tunnel geben wir telefonisch Bescheid, dass wir da sind, woraufhin eine ganze Fahrbahn gesperrt wird – richtig cool!

Aber das ist auch wirklich nötig, weil mit den 10 km kommt einem die Fahrt durch den Tunnel unfassbar lange vor. Als wir das andere Ende erreichen trennen sich unsere Wege wieder, der andere Racer düßt vor, ich tröpfele hinterher. Insbesondere die Hitze macht mir zu schaffen und ich bin unfassbar müde. Ich muss mir einfach immer wieder ins Gedächtnis rufen, wie viel ich schon geschafft habe und wie wenig die ca. 250 km noch sind. Aber es ist hart. Ich quäle mich über den nächsten Pass und kehre dann in die nächstbeste Kneipe ein, die wirklich süß ist – schön im Stil einer spanischen Western-Kneipe. Ich trinke einen Kaffee, gehe auf die Toilette, telefoniere kurz mit meinem Mann und versuche meine letzte Kraft und Motivation zusammen zu kratzen, bevor ich dann weiter fahre. Ich bin gerade wieder einigermaßen motiviert, als in einem Tunnel das passiert, vor dem ich immer Angst hatte. Ich übersehe eine Unebenheit auf der Straße, verliere das Gleichgewicht und stürze. Also genauer gesagt schrabbe ich an der Tunnelwand entlang. Ich habe ein paar Schürwunden und mein Lenker ist schief, aber ansonsten scheint alles in Ordnung zu sein. Ich schiebe erst mal auf eine Seitenstraße, die glücklicherweise direkt neben dem Tunnel ist und versuche mein Rad wieder zu richten. Zum Glück muss man den Lenker nur wieder gerade einstellen und auch die Bremse ist nur verschoben. Ich drehe ein paar Runden auf der Straße und entscheide mich dann dazu, bis zum nächsten Dorf weiter zu fahren. Dort finde ich eine tolle Apotheke, werde gut versorgt und beruhigt, verarzte mich und überlege, was ich jetzt machen soll. Meine Route führt mich erst mal weg von irgendeiner Möglichkeit, anders als mit dem Rad nach Barcelona zu kommen und von dort, wo ich bin gäbe es eine Zugverbindung – ich muss zugeben, ich bin versucht, das zu machen. Aber jetzt aufgeben?! Und so entscheide ich mich dazu, erst mal weiter zu fahren, was ziemlich gut klappt. Leider habe ich kaum mehr Wasser, weshalb ich in einem Dorf an den Haustüren klingeln muss (was zur Siesta-Zeit gar nicht so erfolgsvorsprechend ist…). Aber ich habe Glück, in einem Haus kocht eine Frau bei offenem Fenster und nach kurzen Übersetzungs-Problemen füllt sie meine Flaschen mit kaltem Wasser auf. 

Lustigerweise hat sich durch den Sturz meine Einstellung geändert. Vorher hatte ich mich über so vieles geärgert, dass ich nicht so weit vorne bin, wie ich gerne wäre, dass es so anstrengend ist und, und, und. Jetzt bin ich einfach nur unfassbar dankbar dafür, dass ich weiter fahren kann. Mir nichts zu arg weh tut und mein Fahrrad bei dem Sturz nicht beschädigt wurde. Aber gleichzeitig ärgere ich mich auch über mich selbst und mache mir Vorwürfe, dass ich nicht vorsichtig genug gewesen bin. Ich fahre noch weiter, mache bei der nächsten Stadt noch mal Halt, trinke zwei Colas und esse zwei Magnum und fahre dann noch ein bisschen weiter. Eigentlich war mein Plan, die Nacht durchzufahren, aber jetzt bin ich doch unsicher, ob ich das wirklich machen soll. Und so halte ich beim nächsten Dorf an, suche nach einer Unterkunft (es gibt leider keine) und schlage dann mein Schlafplatz auf einem Feld vor der Stadt auf, was in vielerlei Hinsicht eine blöde Idee war – laut, hell beleuchtet, und sehr gut einsehbar von der Straße. Außerdem sind da ja noch die zwei Flaschen Cola in mir. Um es kurz zu machen, ich bekomme kaum Schlaf. 

Tag 12: 20 Juli – Boutx nach Barcelona (129 km, 2040 hm)

Ich fahre um drei Uhr nachts weiter, so langsam möchte ich auch einfach ankommen. Im Dunkeln zu fahren ist eine Herausforderung für mich, aber es geht alles gut und zeigt mir, dass man sich auch oft unnötig vor etwas fürchtet. Im Morgengrauen komme ich in Montserrat, dem Start vom Finisherparcour, an. Die Landschaft ist wunderschön und ich sehe viele Tiere.

Letzter Sonnenaufgang vor dem Ziel…da wird man doch schon fast ein bisschen traurig, dass es bald vorbei ist!

Allerdings habe ich ziemlich Hunger, und so warte ich im nächsten Dorf ein paar Minuten, bis die erste Bäckerei aufmacht und frühstücke erst mal. Ja und dann geht es weiter, die letzten km und letzten hm der Tour. Es geht tatsächlich noch mal ziemlich hoch und selbst kurz vor Barcelona werden keine Höhenmeter ausgelassen. Aber schließlich ist es geschafft, ich bin an der Kirche angekommen und muss mich nun nur noch den Berg herunter und zum Ziel rollen lassen. Was sich aufgrund des Verkehrs als doch relativ zäh erweist. Aber irgendwann bin ich da und werde von den anderen in Empfang genommen. Lustigerweise hatte ich mir vorher oft ausgemalt, wie es sein wird, im Ziel anzukommen. Jetzt bin ich um ehrlich zu sein emotional komplett leer und spüre einfach nichts. Keine Freude, keine Dankbarkeit, keine Überwältigung. Erst später, als ich dann frisch geduscht mit den anderen zusammen sitze und Geschichten austausche realisiere ich, was für eine unfassbar coole Tour das gewesen ist. Und wie viel ich dabei gelernt habe. Aber in dem Moment war ich einfach nur fertig – müde, hungrig und körperlich ausgelaugt.

Ich quatsche kurz mit den anderen, lasse mich fotografieren und gehe dann mit einem anderen Racer zum Mittagessen. Es ist cool, sich über die Tour und die Erfahrungen auszutauschen. Er war wirklich extrem schnell und ich bin ziemlich beeindruckt von seiner Leistung. Aber er auch von meiner – so gesteht er mir, dass er vor der Tour nicht damit gerechnet hätte, dass ich das schaffe, einfach aufgrund des doch relativ einfachen Fahrrades (falls du das hier liest: Danke, dass du mir das vorher nicht gesagt hast ;)). Und ja, das hätte definitiv besser sein können. Aber trotzdem bin ich im Ziel angekommen. Und ich habe echt viel gelernt.

Nach dem Essen möchte ich in meinem Hotel einchecken, was mir jedoch verwehrt wird, weil keine Fahrräder erlaubt sind. Nicht deren Ernst! Also neues Hostel suchen, einchecken,  duschen und pünktlich zu der Ankunft von dem Pair, die immer wieder in meiner Nähe gefahren sind, bin ich wieder am Triumphbogen. Die Stimmung ist einfach großartig, alle sitzen rum, quatschen, irgendwann wird Pizza geholt. Es ist einfach nur schön und ich bin unfassbar glücklich. Was für eine Tour!

Die Bilder in der Galerie sind alle von dem Veranstalter des Rennens, Adventure Bike Racing. Danke für die tolle Organisation!

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Rennrad/MTB

Mit dem Rennrad von Ulm nach Prag

Die Tour sollte vor allem als Vorbereitung für das TPBR dienen. Die Anforderungen für das Ziel war also: möglichst so weit weg, dass man es in zwei langen Tagesetappen erreichen kann. Aber auch nicht zu weit, sodass man Schwierigkeiten hat wieder zurück zu kommen. Und da ich noch nie in Prag war, bot sich dieses Ziel gut an. Die Rückfahrt mit dem Zug und Fahrrad erfordert zwar ein bisschen Koordination, ist aber prinzipiell gut möglich! (nach unten scrollen für mehr Infos😁)

Am Samstag ging es schon um fünf Uhr morgens los. Ich hatte die Strecke über Komoot geplant und ehrlich gesagt ziemlich viel über Auto-Routing gemacht. Einfach den Start (Ulm) und das Ziel (Prag) eingeben und Komoot den Rest erledigen lassen. Funktioniert erstaunlich gut, wobei man natürlich immer noch mal drüber schauen sollte, da Komoot den Höhenmeter-Wegstrecken Tradeoff noch nicht ganz optimiert hat…

Der erste größere Stop war Regensburg, von dort aus sollte es dann in den Bayrischen Wald gehen und von dort weiter Richtung Prag. Als Ausrüstung hatte ich so ziemlich das dabei, was ich auch später bei dem Rennen dabei haben würde (außer einen Schlafsack, dafür jedoch eine Hose mehr).

Neuster Kraftstoff: Twix!

Bis Regensburg verlief der Weg zuerst relativ unspektakulär und ich brauchte ein bisschen, bis ich meinen Rhythmus gefunden hatte. Was mache ich hier bloß? Werde ich es bis Prag schaffen? Ist es naiv von mir einfach loszufahren? Diese Gedanken wurden jedoch weniger, je mehr Strecke ich zurück gelegt hatte – und verschwanden schließlich ganz. Dieses Gedankenkreisen isr ein Phänomen was ich häufig habe, wenn ich mit einer Tour beginne (und fängt bei größeren Touren auch gerne schon in der Nacht davor an..). Was da hilft? Podcasts oder Musik hören, bestärkende Videos gucken (Empfehlung Nr. 1: Jenny Tough!) und wissen, dass das halt dazu gehört und auch weniger wird.

In Regensburg angekommen holte ich mir etwas zu essen, saß am Ufer der Donau und fühlte mich schon deutlich besser. Ich hatte es aus eigener Kraft bis hier hin geschafft! Ich buchte meine Unterkunft in Furth im Wald, stärkte mich und dann ging es weiter – und zwar mitten in den Bayrischen Wald hinein. Ich hatte keine Ahnung wie schön es dort ist. Kleine Straßen, kaum Verkehr, überall Wald, etwas Steigung…. Einfach perfekt! Aber ich kam doch nicht ganz so schnell wie geplant voran und so musste ich mich doch ziemlich beeilen, um noch vor Anbruch der Dämmerung in meiner Unterkunft zu sein.

Schön ist’s im Bayrischen Wald…

Diese war relativ schlicht, aber ich konnte mein Rad reinschmuggeln und warm duschen. Danach bin ich noch mal losgegangen und habe Pizza gegessen. Und spätestens an dem Punkt habe ich meinen Rhythmus gefunden und das alleine-sein echt sehr genossen.

Am nächsten Morgen gönnte ich mir noch das Frühstücksbuffet und dann ging es weiter Richtung Prag. Zuerst noch ein Stück durch den Bayrischen Wald, was so früh am Morgen noch mal total schön war. Und schon bald erreichte ich dann auch schon die Grenze nach Tschechien. ich bin wirklich jedes Mal überrascht, wie schnell sich alles mit einem Grenzübertritt verändert. Plötzlich sehen die Dörfer anders aus, die Menschen wohnen anders, es gibt anderes Essen. Und solche Veränderungen nimmt man vor allem beim Radfahren wahr, da man dort viel näher an allem dran ist als wenn man z.B im Auto sitzt,

Ich kam gut voran und fuhr überwiegend auf Straßen mit kaum Verkehr. Lediglich an einer Stelle hat eine Autobahnbaustelle dazu geführt, dass mein Weg gesperrt war. Ich überlegte, einen Umweg zu fahren, was aber recht aufwendig gewesen wäre. Und so habe ich mein Fahrrad erst durch ein kleines Waldstück und dann über die Baustelle getragen. Hat relativ viel Zeit gekostet, aber schließlich war ich wieder auf dem richtigen Weg.

Kurz vor Prag durfte ich noch im Windschatten von ein paar einheimischen Rennrad-Fahrern fahren was noch mal ordentlich die km hat schmelzen lassen. Ja und dann war ich da – nach ca. 450 km und zwei Tage auf dem Sattel. Ich war überglücklich! (Und zum ersten Mal keimte die Hoffnung in mir auf, dass ich das TPBR vielleicht doch schaffen könnte 🤭).

Nach dem Einchecken und duschen lief ich noch mal runter an die Moldau und genoss einen wunderschönen Sonnenuntergang. Und hatte einen dieser seltenen Momente im Leben, in denen man einfach völlig überwältigt ist vor Glück und Dankbarkeit!

Am nächsten Tag schaute ich mir noch ein bisschen die Stadt an und nahm dann gegen Mittag den Zug zurück nach Ulm. Verlängertes Wochenende optimal genutzt würde ich sagen 👌

Nun zu der Zugfrage: Ohne Fahrrad lässt sich die komplette Verbindung über die Deutsche Bahn buchen. Mit Fahrrad ist das ein bisschen komplizierter: und war muss man die Strecke in Tschechien (Prag – Furth im Wald über die Tschechische Bahn buchen. Das geht auf folgender Seite. Bei der angezeigten Verbindung dann auf den Pfeil klicken und unter „Purchase Additional Services“ ein Fahrrad hinzu fügen. Wichtig: Das geht nur, wenn die Verbindung ausschließlich bis Furth im Wald ausgewählt ist, auch, wenn der Zug dann noch weiter nach München fährt. Denn ab hier übernimmt die DB und es handelt sich dann um einen Regionalzug, für den man (weil in Bayern) eine Fahrrad-Tageskarte braucht. Zugegeben: das ist ein bisschen kompliziert. Aber der Aufwand lohnt sich definitiv!!