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Leonidio – ein Kletterparadies?

Wer sich ein bisschen mit Klettermöglichkeiten im Süden Europas beschäftigt wird schnell auf Leonidio stoßen. Das kleine Dörfchen liegt auf der Halbinsel Peloponnes im griechischen Festland und hat in den letzten Jahren einen enormen Boom unter Kletterern erfahren. Unzählige Routen, gutes Gestein und gleichzeitig eine große griechische Gastfreundschaft und gute Infrastruktur. Klingt ganz nach… genau, Kalymnos natürlich! Die schon deutlich ältere und etabliertere große Schwester. Ich gebe zu, uns ist die Entscheidung zwischen den beiden Regionen sehr schwer gefallen. Beide liegen in Griechenland, beide haben eine Unzahl guter Klettergebiete, beide liegen am Meer und bei beiden ist dann die beste Jahreszeit, wenn es bei uns in Deutschland schon unangenehm kalt wird.

Schlussendlich haben wir uns dann doch für Leonidio entschieden. Ausschlaggebend hierfür waren vor allem die etwas geringere Bekanntheit (was beim klettern dann ja immer auch mit weniger abgespeckten Routen einher geht) und die günstigeren Flugpreise. Natürlich wissen wir (noch) nicht, wie es in Kalymnos gewesen wäre, aber soviel vornweg: Uns hat Leonidio sehr gut gefallen. Es gibt extrem viele Routen, die Absicherung dieser ist grandios und gleichzeitig bietet die Umgebung, das Städtchen und die Strände genug Aktivitäten für Pausetage.

Die Küste von Leonidio

Inhalt

  1. Anreise und Infrastruktur
  2. Anforderungen
  3. Klettergebiete Malta
  4. Aktivitäten für Pausetage
  5. Vergleich zu anderen Gebieten
  6. Fazit

Anreise und Infrastruktur

Anreise

Wir sind mit dem Flugzeug von Stuttgart nach Athen geflogen und von dort dann mit dem Mietauto weiter nach Leonidio. Die Autofahrt ist mit knapp 220 km relativ lang, jedoch führt die Strecke größtenteils an der Küste entlang und ist somit sehr sehenswert. Für alle, die kein Auto mieten wollen gibt es einmal pro Tag auch eine Busverbindung.

Wenn man nicht so lange in Leonidio bleibt und direkt im Zentrum seine Unterkunft hat braucht man nämlich tatsächlich eigentlich kein Auto. Eine Vielzahl der Klettergebiete lassen sich direkt vom Zentrum aus zu Fuß erreichen und in Leonidio selbst bekommt man alles, was man braucht. Wir hatten unsere Unterkunft ca. 7 km entfernt von Leonidio (Elenas Family Apartment, große Empfehlung!) weshalb für uns das Auto definitiv sinnvoll war. Wenn man ein Auto mietet auf jeden Fall darauf achten ein möglichst kleines Modell zu nehmen, da die Gassen in Leonidio z.T. wirklich sehr eng sind. Wer ohne Flugzeug anreisen möchte kann dies auch machen – entweder auf dem Landweg über den Balkan oder per Fähre von Italien.

Infrastruktur

Allgemein ist die Infrastruktur in Leonidi0 vollkommen ausreichend. Es gibt ein paar kleinere Supermärkte, Bäcker, Apotheken und natürlich Klettershops, in denen man auch so ziemlich alles bekommen sollte was man für einen Kletterurlaub braucht. Insbesondere in den Cafés und Restaurants ist das Preisniveau (Stand Oktober 2024) noch deutlich geringer als in Deutschland, Lebensmittel sind dagegen etwas teurer als bei uns.

Was die medizinische Versorgung angeht können wir (zum Glück) keine Aussage machen. Es gibt ein kleines Gesundheitszentrum und ein paar Ärzte, bei größeren Notfällen müsste man jedoch in die nächst größeren Städte (Sparta oder Tripoli) fahren, die jeweils knapp 100 km entfernt sind.

Jahreszeit

Die beste Jahreszeit zum klettern ist von Oktober bis April. Wir waren Mitte Oktober dort und dort war es zum Teil schon noch sehr warm. Viele Klettergebiete haben ganztägige Sonnenexposition („The crag bakes in the sun all day“) und es gibt nur wenige niedrige Büsche am Wandfuß. Gleichzeitig ist der Vorteil dieser Randzeiten natürlich, dass man noch (oder schon wieder) im Meer schwimmen kann und generell etwas weniger los ist.

Anforderungen

In Leonidio gibt es Routen für wirklich jedes Kletterniveau. Von Anfängerrouten (wir haben sogar ein paar Kleinkinder gesehen, die ersten Kletterversuche unternommen haben) bis hin zu absoluten Profirouten ist alles dabei. Die Absicherung ist dabei wirklich sehr gut. Die Hakenabstände sind gering und zumindest in den Gebieten, in denen wir geklettert sind gab es am Umlenker immer zwei Ringe, wodurch auch Toprope problemlos möglich ist.

Die Felsqualität ist sehr gut, das Gestein fest und auch noch nicht so abgespeckt wie in anderen Gebieten. Es empfiehlt sich auf jeden Fall ein 80 Meter Seil mitzunehmen, da manche Routen sehr lang sind. Aufgrund der guten Absicherung benötigt man zwar viele Exen, aber ansonsten keine weiteren mobilen Sicherungsgeräte (wenn man nicht gerade eine der wenigen Trad Routen klettern möchte).

Klettergebiete Leonidio

Es gibt in Leonidio unzählige Klettergebiete, weshalb ich hier natürlich nur von einem Bruchteil erzählen kann. Es ist auf jeden Fall ratsam sich den lokalen Kletterführer zu besorgen, der wirklich sehr gut strukturiert ist und bei dem es vorne eine Übersicht über die Routen und die Verteilung der Schwierigkeiten gibt. Gleichzeitig ist natürlich The Crag noch eine weitere gute Informationsquelle.

Hospital

Der Weg zu diesem Klettergebiet ist extrem steil und unwegsam und man sollte unbedingt gut zu Fuß sein. Dafür kann man jedoch direkt von Leonidio aus starten und von oben gucken ob die Lieblingspizzeria schon den Ofen angeheizt hat 😉 Darüber hinaus wird man von sehr schönen und fast durchgehend langen Routen belohnt (viele Routen haben eine Extension, die mit einem 80 Meter Seil kletterbar sind). Die Absicherung ist nicht ganz so großzügig wie in den anderen Gebieten, aber trotzdem immer noch ausreichen. Insgesamt ist der Wandfuß der schmal und bei manchen Routen muss sich auch der Sicherer in ein Fixseil einhängen, für Kinder sollte dieses Gebiet daher weniger gut geeignet sein.

Douvari

Ähnlich wie Hospital, nur mit einer noch besseren Absicherung und kürzeren Routen. Hier ist der Vorteil, dass es am Wandfuß der viel Gebüsch gibt und man daher auch recht gut bei Sonne klettern kann. Das Gebiet lässt sich genauso wie Hospital gut von Leonidio aus erreichen, auch hier ist jedoch der Anstieg wieder sehr lang und steil.

Kokkinovrachos Multi-Pitches

In Leonidio gibt es leider nur eine Handvoll Multipitches (aus unserer Sicht der einzige wirkliche Nachteil an diesem Klettergebiet) und von denen, die es gibt sind auch nur zwei in einem unteren Schwierigkeitsbereich (< 6 Grad). Aber die zwei haben wir natürlich getestet und hatten dabei großen Spaß. Mignonette besteht aus sieben Pitches, wobei die Schwierigkeit jedoch durchgehend moderat ist.

Direkt neben dieser Route wurde 2023 dann noch eine weitere Route geschraubt, die bei uns im Kletterführer noch gar nicht drin war. Auch diese Route ist sehr gut machbar, jedoch gibt es hier ein Pitch im sechsten Grad welcher durch loses Gestein führt und den ich vermutlich nicht einfach so hätte vorsteigen können. Außerdem ist die Gefahr für Steinschlag in der gesamten Route hoch. Wir sind kurz nach einer anderen Seilschaft in die Wand eingestiegen und würden das definitiv nicht nochmal machen.

Von beiden Routen kann man sich über einen Abseilstand abseilen. Hierfür muss man zuerst ein Stück entlang eines Fixseiles absteigen (der Weg dorthin ist sehr gut mit Seinmännchen markiert) und dann zwei Seillängen abseilen. Hierfür ist ein 80 Meter Seil von Vorteil.

Blick auf das Gebiet „Megakante“ nach der letzten Seillänge
Yellow Eyes

Dieses Klettergebiet haben wir erst am vorletzten Tag entdeckt, nachdem es in den Gebieten direkt um Leonidio immer voller geworden ist. Die Anfahrt ist etwas länger und führt zum Teil über Schotterpisten, aber selbst unser Fiat 500 ist da problemlos drüber gekommen. Dafür liegt das Gebiet jedoch sehr schön und man ist nicht immer dem Straßenlärm des Dorfes ausgesetzt. Es gibt einige sehr schöne Routen, die allesamt etwas leichter sind als die Schwierigkeitsbewertung vermuten lassen würde (gut fürs Ego ;)). Gleichzeitig ist der Zustieg nicht so steil und lang. Für alle die ein Auto haben also sehr empfehlenswert!

Skiadianaiko

Dieses Klettergebiet ist im Kletterführer als absolut kinderfreundlich beschrieben und dementsprechend waren hier auch sehr viele Kinder (und Kletterkurse). Das kann nett sein, gleichzeitig waren dadurch viele Routen den ganzen Tag über belegt. Wir mussten mit dem Gebiet am Anfang etwas warm werden, da es bei den Routen im etwas höheren Schwierigkeitsbereich nur sehr kleine Griffe und Tritte gibt. Wer das mag und vielleicht sogar noch seine Kids oder eine Horde neuer Kletterfreaks dabei hat: Ideal!

Blick auf das gesamte Klettergebiet Skiadianaiko

Aktivitäten für Pausetage

Leonidio eignet sich hervorragend auch für andere Aktivitäten als Klettern! Ich war an unseren Pausetagen immer lange Runden laufen – entweder direkt am Meer entlang laufen oder durch das hügelige Hinterland. Der Vorteil ist, dass bei letzterem gleich auch noch ein paar Höhenmeter gesammelt werden können. Auch Rennradfahrer haben wir einige gesehen, leider konnte ich keinen Laden ausfindig machen die Rennräder verleihen.

Wer es weniger sportlich mag, dem können wir das Kloster Elona sehr empfehlen. Dieses ist direkt in Stein gebaut und daher sehr imposant. Alternativ kann man von Leonidio aus zu Agios Nikolaos laufen. Auch hierbei handelt es sich um ein Felsenkloster und der ca. 8 km lange Weg dorthin ist zwar anstrengend, aber sehr schön! Wer mehr Kultur möchte der kann natürlich noch nach Sparta oder Tripoli fahren, wir haben darauf in diesem Urlaub aber mal komplett verzichtet 😉

Eingang zum Kloster Elona
Das Kloster Agios Nikolaos – eingebettet in Stein

Wenn man lecker essen möchte empfiehlt sich die Pizzeria „En Leonidio“, hier waren wir quasi Stammgäste. Kurz nachdem man sich gesetzt hat gibt es frisches Pizzabrot als Starter und als Hauptgang dann hervorragende Salate und Pizzas, die definitiv für alle (Kletter-) Anstrengungen entschädigen. Außerdem bekommt man zum Nachtisch je nach Bestellwert eine Gratis Waffel oder Eis, und insbesondere die Waffel ist wirklich himmlisch lecker.

Allgemein eignet sich das Städtchen total um dort auch ein bisschen mehr Zeit zu verbringen, überall sieht man Kletterer, die Einheimischen sind sehr nett und die gesamte Atmosphäre einfach total besonders.

Vergleich zu anderen Klettergebieten

Der jährliche Kletterurlaub ist für uns fast schon Tradition geworden – letztes Jahr waren wir in Malta (hier geht es zu dem Bericht über diesen Urlaub) und vorletztes in Kreta. Dementsprechend können wir zumindest diese drei Gebiete miteinander vergleichen.

Kreta und Malta sind natürlich nicht primär für ihre guten Klettergebiete, sondern vielmehr als allgemeine Urlaubsinsel bekannt. Dementsprechend ist hier natürlich die Infrastruktur für Kletterer nicht so gut ausgebaut wie in Leonidio. Gleichzeitig hat die geringere Bekanntheit den entscheidenden Vorteil, dass die Klettergebiete die es gibt nicht so überlaufen sind. Außerdem hat uns die Lage der Gebiete etwas mehr gefallen – so sind wir auf Malta häufig direkt am Meer geklettert und haben statt dem Autolärm in Leonidio die ganze Zeit das Meeresrauschen gehört. Auch Kreta hat einige deutlich abgelegenere und einsamere Gebiete geboten.

In Leonidio gibt es kaum ein Klettergebiet direkt am Meer. Dafür hat man hier natürlich einen stärkeren Kontakt zu anderen Kletterern und der ganze Vibe ist natürlich schön. Wen es nicht stört Seil an Seil mit anderen Kletterern dem Sport nachzugehen und wer vielleicht auch ein bisschen Gesellschaft und Austausch mit Gleichgesinnten sucht, für den ist Leonidio sicher ideal.

Was die sonstigen Aktivitäten angeht so sind alle drei Orte ähnlich. Überall gibt es ein paar Museen, überall kann man gut wandern oder eine Runde laufen gehen. Wie ich aber ja auch schon in meinem Blogpost über Malta geschrieben habe ist das Land einfach nicht so schön, da haben Leonidio und Kreta definitiv die Nase vorn.

Fazit

Leonidio ist definitiv ein Besuch wert. Die Klettermöglichkeiten sind unendlich groß, die Absicherungen wirklich gut (das ist insbesondere für mich ein wichtiges Kriterium) und es gibt genügend Möglichkeiten für andere Aktivitäten. Darüber hinaus ist das Gebiet (noch) nicht so überlaufen und die Menschen sehr freundlich. Der einzige Nachteil ist, dass es wenige Routen direkt am Meer gibt – oder wir sie noch nicht gefunden haben. Falls dies der Fall ist werden wir wohl auf jeden Fall noch mal wieder kommen müssen!

Schön war’s!
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Klettern auf Malta

Am Ende des Jahres stand noch mal ein ganz besonderes Highlight an – ein gemeinsamer Kletterurlaub mit meinem Mann. Nachdem wir nur über Weihnachten Zeit hierfür hatten, waren die Kriterien für die Wahl des Klettergebiets schnell klar: Es sollte 1. irgendwo in Europa sein 2. viele Sportkletterrouten auch im unteren Grad und 3. eine möglichst hohe Schönwettergarantie haben. Nachdem wir uns ein bisschen erkundigt hatten war schnell klar, dass die Wahl auf Malta fallen würde. Durch die sehr südliche Lage herrschen dort auch im Dezember und Januar noch milde Temperaturen und nachdem die Insel lange Zeit nur Trad-Routen hatte, wurde hier in jüngerer Vergangenheit sehr viele neue Sportkletterrouten erschlossen. Und tatsächlich: Die Routen sind wirklich alle gut abgesichert und eignen sich hervorragend zum Klettern!

Fels direkt am Meer
Schroffer Fels direkt am Meer – Malta bietet auch für Einsteiger optimale Kletterbedingungen!

Inhalt

  1. Anreise und Infrastruktur
  2. Anforderungen
  3. Klettergebiete Malta
  4. Klettern auf Gozo
  5. Aktivitäten für Pausetage
  6. Fazit

Anreise und Infrastruktur

Aufgrund der Tatsache, dass Malta eine Insel ist, bietet sich die Anreise mit dem Flugzeug an. Hierbei gibt es im Winter natürlich weniger Flugverbindungen als im Sommer, insgesamt ist das Angebot jedoch immer noch relativ groß. 

Vor Ort haben wir uns dann ein Auto gemietet. Es gibt zwar auch eine sehr gute Bus-Infrastruktur, aber die Bushaltestellen sind oft nicht direkt am Fels und wir wollten nicht so abhängig von den Busfahrplänen sein. De Insel selbst ist sehr klein, man ist also überall innerhalb von maximal einer Stunde Fahrzeit. Hierbei ist zu beachten, dass auf der Insel Linksverkehr herrscht und der Verkehr teilweise recht chaotisch ist. Man sollte also gute Nerven (und idealerweise Fahrgeschick) mitbringen. Wir hatten ein Hotel mit Kochmöglichkeit in der Nähe der Hauptstadt Valetta, von wo aus wir alles relativ schnell erreichen konnten. Es gibt Supermarktketten wie Lidl und Spar, sowie kleinere lokale Supermärkte. 

Anforderungen

Wir klettern relativ sicher im fünften Grad, ab dem sechsten wird es dann schon schwieriger. Dementsprechend sind wir also noch ziemliche Kletter-Einsteiger und daher auf leichte Routen angewiesen. Von denen gibt es auf Malta zwar nicht übermäßig viele, aber trotzdem genug für einen dreiwöchigen Kletterurlaub (mit regelmäßigen Pausetagen). Der Fels ist Kalkstein, d.h. scharfkantig, aber dafür mit genügend Griff-Möglichkeiten. Vom Vorteil ist, wenn man sich sich selber abseilen kann, denn dann ist der Zugang zu vielen Klettergebieten einfacher. Darüber hinaus gibt es einige Mehrseillängen. Diese waren für uns ideal, um unsere ersten Erfahrungen in diesem Bereich zu vertiefen.

Wie schon erwähnt sind die meisten Routen wirklich hervorragend abgesichert. Alle 1-2 m gibt es einen Bolt und auch die erste Absicherung ist nie sonderlich hoch. Am Top gab es dann meistens eine Sicherung mit zwei Fixpunkten. Lediglich auf Gozo ist die Absicherung zum Teil etwas abenteuerlicher, hier empfiehlt es sich definitiv auch eigenes Sicherungsmaterial mitzunehmen.

Kletterführer gibt es leider nicht wirklich gute. Wir haben uns das Buch Malta Rock Climbing gekauft, dieses ist jedoch sehr veraltet und auch die Beschreibung der Routen ist nicht wirklich gut. Besser ist das Buch Sport Climbing im Malta & Gozo, dieses ist aktuell (Stand Januar 2024) leider nicht mehr verfügbar, man kann es jedoch vor Ort bei der Community gegen eine Gebühr von 15 Euro ausleihen. Insgesamt empfiehlt sich die Nutzung von The Crag, dort sind fast alle Routen gepflegt und es gibt auch viele Infos für den Zustieg. 

Frau im Standplatz vor einem Sonnenuntergang
Standplatz an zwei Fixpunkten

Klettergebiete Malta

Insgesamt gibt es auf Malta 13 Klettergebiete. Wir haben uns jedoch auf die Klettergebiete an der Küste fokussiert, nachdem wir an unserem ersten Klettertag ein Gebiet im inneren der Insel ausprobiert hatten (Wied-il-Ghassel) und uns da die Landschaft nicht so überzeugt hat – es liegt am Rande eines Steinbruches und dementsprechend hoch ist der Geräuschpegel.

Wied Babu

Dies ist das größte Klettergebiet mit den meisten Sportkletterrouten auch in unteren Schwierigkeitsbereichen. Hier gibt es außerdem drei Mehrseillängen (mit jeweils drei Pitches), von denen jedoch nur zwei Meerseillängen durchgehend gebolted sind. Diese sind im vierer und unteren fünfer Bereich und daher gut machbar. Wie der Name schon sagt liegt das Klettergebiet in einer Schlucht, die im Meer mündet und insbesondere die Mehrseillängen sind auch wirklich direkt am Meer. Hier kann man auf jeden Fall ein paar Tage verbringen! 

Frau die sich abseilt
Abseilen nach der Mehrseillänge
Blick auf das Wied-Babu
Radar-Point

Dieses Klettergebiet liegt im Nordwesten der Insel direkt am Meer. Hier kann es an Tagen mit viel Wind recht stürmisch werden. Zum Parken empfiehlt sich der Radar-Point, welches ein ehemaliges Militärgelände darstellt (Lost Place!). Um zu den Routen zu gelangen kann man sich dann entweder abseilen oder um die Klippen herum wandern. Hoch kommt man entweder ebenfalls wieder zu Fuß, über eine leichte Ausstiegsroute oder einen Klettersteig. In diesem Klettergebiet ist der Fels zum Teil recht brüchig und an unserem letzten Klettertag ist uns dann auch ein Griff ausgebrochen (zum Glück ohne Verletzungen!). Es gibt einige Routen auch im unteren Schwierigkeitsbereich, die Auswahl ist für etwas bessere Kletterer jedoch deutlich größer. 

bröckeliger Kletterfels
Sieht unschuldig aus, ist aber extrem bröckelig….
Ghar Lapsi

Das Klettergebiet liegt im Südwesten der Insel und ist unserer Meinung nach das Schönste in ganz Malta. Entlang der Küste zieht sich der Fels, wobei die einzelnen Sektoren immer in kleinen Höhlen liegen (was aber nicht bedeutet, dass es nur Überhänge gibt!). Außerdem lässt sich hier am Abend wunderbar der Sonnenuntergang genießen. Um zu diesem Klettergebiet zu kommen kann man am gleichnamigen Parkplatz parken und dann zu den Routen laufen (wobei man einige Höhenmeter überwinden und zum Teil auch ein bisschen klettern muss). Wer auch mal vor einer Route im unteren sechsten Grad nicht zurück schreckt, der kann in diesem Gebiet auf jeden Fall zwei Tage verbringen.

Blick auf das Klettergebiet Ghar-Lapsi (links ist der Fels, rechts das Meer)
Ix-Xaqqa

Hier gibt es nur Mehrseillängen mit mindestens drei Pitches, die jedoch alle wirklich direkt am Meer sind. Das bedeutet aber auch, dass der Zustieg zum Beginn der Tour nur über Abseilen möglich ist und man nur durch Hochklettern wieder aus der Wand heraus kommt. Das sollte man auf jeden Fall immer im Hinterkopf haben und dementsprechend eher eine Schwierigkeit unter dem eigentlichen Können wählen (zumal uns die Routen schwieriger vorkamen als angegeben war). Darüber hinaus sind nicht alle Mehrseillängen durchgehend Sportkletterrouten. Gut informiert und ausgerüstet ist das Gebiet jedoch zum Klettern wirklich sehr zu empfehlen.

Mann der sich abseilt
Abseilen zum Beginn der Mehrseillänge in Ix-Xaqqa

Klettern auf Gozo

Gozo erreicht man mit der Fähre vom westlichen Zipfel Maltas in einer halben Stunde. Zuerst hatten wir geplant nur einen Tag in Gozo zu bleiben und am Abend wieder zurück zu fahren. Von Bekannten wurde uns jedoch vorgeschwärmt, wie toll Gozo zum Klettern sei und dass man dort auf jeden Fall zwei Tage verbringen kann – weshalb wir uns umentschieden und eine Unterkunft buchten (Tipp: Grotto‘s Paradise B&B, total nette Gastgeber und tolles Frühstück zum sehr bezahlbaren Preis). Rückblickend hätte klettertechnisch für uns auch ein Tag gereicht, aber dazu später mehr. 

Wie schon erwähnt verkehren zwischen Malta und Gozo Autofähren. Um auf die Fähre zu kommen sollte man insbesondere zu Stoßzeiten ein bisschen Zeit einplanen (es gibt jedoch eine App von der Fährgesellschaft die recht detailliert über die aktuelle Wartezeit informiert). In Gozo angekommen sind wir direkt zum Wied il-Mielah gefahren. Dieser Fels sieht enorm imposant aus und ist daher auch ein beliebtes Fotomotiv, tatsächlich sind die Routen aber relativ einfach. Die Schwierigkeit ist lediglich, dass alle Stände sehr nah am Wasser sind und man daher immer ein bisschen aufpassen muss, damit die Seilenden nicht ins Wasser fallen. 

Kletterfels
Blick auf den Wied-il-Mielah, die Kletterrouten verlaufen direkt an den drei Außenkanten.

Am Abend sind wir dann noch in der Hauptstadt Victoria essen gegangen (weitere Empfehlung: Pizzeria Casa Vostra, hier gibt es auch sehr leckere vegane Pizza!) und haben die Cittadella angeschaut. Gozo ist wirklich deutlich schöner als Malta, allein deshalb lohnt sich hier ein Übernachtungsbesuch. Am nächsten Tag wollten wir dann noch zu einem anderen Klettergebiet allerdings waren wir dort ein bisschen von der zum Teil abenteuerlichen Absicherung abgeschreckt. Wenn man selber Sicherungen legen kann geht das vermutlich trotzdem, uns war es zu unsicher. Wir beschlossen dann, direkt wieder zurück nach Malta zu fahren und am Radar-Point noch ein bisschen zu klettern. 

Insgesamt haben wir in Gozo also nur zwei von den acht Klettergebieten gesehen und sind nur in einem wirklich geklettert. Für eine fundierte Aussage darüber, wie gut sich Gozo zum Klettern eignet ist das wohl ein bisschen wenig. Da die Insel jedoch wirklich sehr schön ist lohnt sich ein Abstecher aber auf jeden Fall. Und wenn man etwas weniger risikoscheu ist (oder besser für Trad-Climbing ausgestattet ist), kann man hier vermutlich auch mehr Tage verbringen. 

Aktivitäten für Pausetage

Im Gegensatz zu Kreta, wo wir letztes Jahr im Kletterurlaub waren, bot Malta für uns nicht wirklich viele Aktivitäten für Pausetage. Ich bin meistens eine Runde laufen gewesen, wobei der Verkehr wirklich extrem ist und es um Valetta nicht so schöne Laufrouten gibt. Durch die Steinstrände (und die doch etwas kühleren Temperaturen) ist auch am Strand liegen wenig verlockend. Einzig Gozo bietet noch mehr Möglichkeiten auch außerhalb des Kletterns und ist auch verkehrstechnisch ein bisschen entspannter. 

Bild mit Booten und Häusern
Hotelbunker, Steinstrände und viele einzelne Buchten prägen das die Küste Maltas

Fazit

Trotz der Tatsache, dass wir die Insel nicht so schön fanden, haben wir den Kletterurlaub wirklich sehr genossen! Auch Ende Dezember war das Wetter noch gut und die Temperaturen perfekt zum Klettern. Gleichzeitig war nicht allzu viel los und wir sind uns nicht mit anderen Kletterern in die Quere gekommen. Die Routen sind gut abgesichert und es gibt auch für untere Schwierigkeitsgrade einige interessante Möglichkeiten. Wenn man wirklich alle Klettergebiete erkunden möchte sollte man mindestens zwei Wochen einplanen, ansonsten ist aber vermutlich auch eine Woche völlig ausreichend.