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Rennrad/MTB

Mit dem Rennrad von Ulm nach Prag

Die Tour sollte vor allem als Vorbereitung für das TPBR dienen. Die Anforderungen für das Ziel war also: möglichst so weit weg, dass man es in zwei langen Tagesetappen erreichen kann. Aber auch nicht zu weit, sodass man Schwierigkeiten hat wieder zurück zu kommen. Und da ich noch nie in Prag war, bot sich dieses Ziel gut an. Die Rückfahrt mit dem Zug und Fahrrad erfordert zwar ein bisschen Koordination, ist aber prinzipiell gut möglich! (nach unten scrollen für mehr Infos😁)

Am Samstag ging es schon um fünf Uhr morgens los. Ich hatte die Strecke über Komoot geplant und ehrlich gesagt ziemlich viel über Auto-Routing gemacht. Einfach den Start (Ulm) und das Ziel (Prag) eingeben und Komoot den Rest erledigen lassen. Funktioniert erstaunlich gut, wobei man natürlich immer noch mal drüber schauen sollte, da Komoot den Höhenmeter-Wegstrecken Tradeoff noch nicht ganz optimiert hat…

Der erste größere Stop war Regensburg, von dort aus sollte es dann in den Bayrischen Wald gehen und von dort weiter Richtung Prag. Als Ausrüstung hatte ich so ziemlich das dabei, was ich auch später bei dem Rennen dabei haben würde (außer einen Schlafsack, dafür jedoch eine Hose mehr).

Neuster Kraftstoff: Twix!

Bis Regensburg verlief der Weg zuerst relativ unspektakulär und ich brauchte ein bisschen, bis ich meinen Rhythmus gefunden hatte. Was mache ich hier bloß? Werde ich es bis Prag schaffen? Ist es naiv von mir einfach loszufahren? Diese Gedanken wurden jedoch weniger, je mehr Strecke ich zurück gelegt hatte – und verschwanden schließlich ganz. Dieses Gedankenkreisen isr ein Phänomen was ich häufig habe, wenn ich mit einer Tour beginne (und fängt bei größeren Touren auch gerne schon in der Nacht davor an..). Was da hilft? Podcasts oder Musik hören, bestärkende Videos gucken (Empfehlung Nr. 1: Jenny Tough!) und wissen, dass das halt dazu gehört und auch weniger wird.

In Regensburg angekommen holte ich mir etwas zu essen, saß am Ufer der Donau und fühlte mich schon deutlich besser. Ich hatte es aus eigener Kraft bis hier hin geschafft! Ich buchte meine Unterkunft in Furth im Wald, stärkte mich und dann ging es weiter – und zwar mitten in den Bayrischen Wald hinein. Ich hatte keine Ahnung wie schön es dort ist. Kleine Straßen, kaum Verkehr, überall Wald, etwas Steigung…. Einfach perfekt! Aber ich kam doch nicht ganz so schnell wie geplant voran und so musste ich mich doch ziemlich beeilen, um noch vor Anbruch der Dämmerung in meiner Unterkunft zu sein.

Schön ist’s im Bayrischen Wald…

Diese war relativ schlicht, aber ich konnte mein Rad reinschmuggeln und warm duschen. Danach bin ich noch mal losgegangen und habe Pizza gegessen. Und spätestens an dem Punkt habe ich meinen Rhythmus gefunden und das alleine-sein echt sehr genossen.

Am nächsten Morgen gönnte ich mir noch das Frühstücksbuffet und dann ging es weiter Richtung Prag. Zuerst noch ein Stück durch den Bayrischen Wald, was so früh am Morgen noch mal total schön war. Und schon bald erreichte ich dann auch schon die Grenze nach Tschechien. ich bin wirklich jedes Mal überrascht, wie schnell sich alles mit einem Grenzübertritt verändert. Plötzlich sehen die Dörfer anders aus, die Menschen wohnen anders, es gibt anderes Essen. Und solche Veränderungen nimmt man vor allem beim Radfahren wahr, da man dort viel näher an allem dran ist als wenn man z.B im Auto sitzt,

Ich kam gut voran und fuhr überwiegend auf Straßen mit kaum Verkehr. Lediglich an einer Stelle hat eine Autobahnbaustelle dazu geführt, dass mein Weg gesperrt war. Ich überlegte, einen Umweg zu fahren, was aber recht aufwendig gewesen wäre. Und so habe ich mein Fahrrad erst durch ein kleines Waldstück und dann über die Baustelle getragen. Hat relativ viel Zeit gekostet, aber schließlich war ich wieder auf dem richtigen Weg.

Kurz vor Prag durfte ich noch im Windschatten von ein paar einheimischen Rennrad-Fahrern fahren was noch mal ordentlich die km hat schmelzen lassen. Ja und dann war ich da – nach ca. 450 km und zwei Tage auf dem Sattel. Ich war überglücklich! (Und zum ersten Mal keimte die Hoffnung in mir auf, dass ich das TPBR vielleicht doch schaffen könnte 🤭).

Nach dem Einchecken und duschen lief ich noch mal runter an die Moldau und genoss einen wunderschönen Sonnenuntergang. Und hatte einen dieser seltenen Momente im Leben, in denen man einfach völlig überwältigt ist vor Glück und Dankbarkeit!

Am nächsten Tag schaute ich mir noch ein bisschen die Stadt an und nahm dann gegen Mittag den Zug zurück nach Ulm. Verlängertes Wochenende optimal genutzt würde ich sagen 👌

Nun zu der Zugfrage: Ohne Fahrrad lässt sich die komplette Verbindung über die Deutsche Bahn buchen. Mit Fahrrad ist das ein bisschen komplizierter: und war muss man die Strecke in Tschechien (Prag – Furth im Wald über die Tschechische Bahn buchen. Das geht auf folgender Seite. Bei der angezeigten Verbindung dann auf den Pfeil klicken und unter „Purchase Additional Services“ ein Fahrrad hinzu fügen. Wichtig: Das geht nur, wenn die Verbindung ausschließlich bis Furth im Wald ausgewählt ist, auch, wenn der Zug dann noch weiter nach München fährt. Denn ab hier übernimmt die DB und es handelt sich dann um einen Regionalzug, für den man (weil in Bayern) eine Fahrrad-Tageskarte braucht. Zugegeben: das ist ein bisschen kompliziert. Aber der Aufwand lohnt sich definitiv!!