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Klettern auf Malta

Am Ende des Jahres stand noch mal ein ganz besonderes Highlight an – ein gemeinsamer Kletterurlaub mit meinem Mann. Nachdem wir nur über Weihnachten Zeit hierfür hatten, waren die Kriterien für die Wahl des Klettergebiets schnell klar: Es sollte 1. irgendwo in Europa sein 2. viele Sportkletterrouten auch im unteren Grad und 3. eine möglichst hohe Schönwettergarantie haben. Nachdem wir uns ein bisschen erkundigt hatten war schnell klar, dass die Wahl auf Malta fallen würde. Durch die sehr südliche Lage herrschen dort auch im Dezember und Januar noch milde Temperaturen und nachdem die Insel lange Zeit nur Trad-Routen hatte, wurde hier in jüngerer Vergangenheit sehr viele neue Sportkletterrouten erschlossen. Und tatsächlich: Die Routen sind wirklich alle gut abgesichert und eignen sich hervorragend zum Klettern!

Fels direkt am Meer
Schroffer Fels direkt am Meer – Malta bietet auch für Einsteiger optimale Kletterbedingungen!

Inhalt

  1. Anreise und Infrastruktur
  2. Anforderungen
  3. Klettergebiete Malta
  4. Klettern auf Gozo
  5. Aktivitäten für Pausetage
  6. Fazit

Anreise und Infrastruktur

Aufgrund der Tatsache, dass Malta eine Insel ist, bietet sich die Anreise mit dem Flugzeug an. Hierbei gibt es im Winter natürlich weniger Flugverbindungen als im Sommer, insgesamt ist das Angebot jedoch immer noch relativ groß. 

Vor Ort haben wir uns dann ein Auto gemietet. Es gibt zwar auch eine sehr gute Bus-Infrastruktur, aber die Bushaltestellen sind oft nicht direkt am Fels und wir wollten nicht so abhängig von den Busfahrplänen sein. De Insel selbst ist sehr klein, man ist also überall innerhalb von maximal einer Stunde Fahrzeit. Hierbei ist zu beachten, dass auf der Insel Linksverkehr herrscht und der Verkehr teilweise recht chaotisch ist. Man sollte also gute Nerven (und idealerweise Fahrgeschick) mitbringen. Wir hatten ein Hotel mit Kochmöglichkeit in der Nähe der Hauptstadt Valetta, von wo aus wir alles relativ schnell erreichen konnten. Es gibt Supermarktketten wie Lidl und Spar, sowie kleinere lokale Supermärkte. 

Anforderungen

Wir klettern relativ sicher im fünften Grad, ab dem sechsten wird es dann schon schwieriger. Dementsprechend sind wir also noch ziemliche Kletter-Einsteiger und daher auf leichte Routen angewiesen. Von denen gibt es auf Malta zwar nicht übermäßig viele, aber trotzdem genug für einen dreiwöchigen Kletterurlaub (mit regelmäßigen Pausetagen). Der Fels ist Kalkstein, d.h. scharfkantig, aber dafür mit genügend Griff-Möglichkeiten. Vom Vorteil ist, wenn man sich sich selber abseilen kann, denn dann ist der Zugang zu vielen Klettergebieten einfacher. Darüber hinaus gibt es einige Mehrseillängen. Diese waren für uns ideal, um unsere ersten Erfahrungen in diesem Bereich zu vertiefen.

Wie schon erwähnt sind die meisten Routen wirklich hervorragend abgesichert. Alle 1-2 m gibt es einen Bolt und auch die erste Absicherung ist nie sonderlich hoch. Am Top gab es dann meistens eine Sicherung mit zwei Fixpunkten. Lediglich auf Gozo ist die Absicherung zum Teil etwas abenteuerlicher, hier empfiehlt es sich definitiv auch eigenes Sicherungsmaterial mitzunehmen.

Kletterführer gibt es leider nicht wirklich gute. Wir haben uns das Buch Malta Rock Climbing gekauft, dieses ist jedoch sehr veraltet und auch die Beschreibung der Routen ist nicht wirklich gut. Besser ist das Buch Sport Climbing im Malta & Gozo, dieses ist aktuell (Stand Januar 2024) leider nicht mehr verfügbar, man kann es jedoch vor Ort bei der Community gegen eine Gebühr von 15 Euro ausleihen. Insgesamt empfiehlt sich die Nutzung von The Crag, dort sind fast alle Routen gepflegt und es gibt auch viele Infos für den Zustieg. 

Frau im Standplatz vor einem Sonnenuntergang
Standplatz an zwei Fixpunkten

Klettergebiete Malta

Insgesamt gibt es auf Malta 13 Klettergebiete. Wir haben uns jedoch auf die Klettergebiete an der Küste fokussiert, nachdem wir an unserem ersten Klettertag ein Gebiet im inneren der Insel ausprobiert hatten (Wied-il-Ghassel) und uns da die Landschaft nicht so überzeugt hat – es liegt am Rande eines Steinbruches und dementsprechend hoch ist der Geräuschpegel.

Wied Babu

Dies ist das größte Klettergebiet mit den meisten Sportkletterrouten auch in unteren Schwierigkeitsbereichen. Hier gibt es außerdem drei Mehrseillängen (mit jeweils drei Pitches), von denen jedoch nur zwei Meerseillängen durchgehend gebolted sind. Diese sind im vierer und unteren fünfer Bereich und daher gut machbar. Wie der Name schon sagt liegt das Klettergebiet in einer Schlucht, die im Meer mündet und insbesondere die Mehrseillängen sind auch wirklich direkt am Meer. Hier kann man auf jeden Fall ein paar Tage verbringen! 

Frau die sich abseilt
Abseilen nach der Mehrseillänge
Blick auf das Wied-Babu
Radar-Point

Dieses Klettergebiet liegt im Nordwesten der Insel direkt am Meer. Hier kann es an Tagen mit viel Wind recht stürmisch werden. Zum Parken empfiehlt sich der Radar-Point, welches ein ehemaliges Militärgelände darstellt (Lost Place!). Um zu den Routen zu gelangen kann man sich dann entweder abseilen oder um die Klippen herum wandern. Hoch kommt man entweder ebenfalls wieder zu Fuß, über eine leichte Ausstiegsroute oder einen Klettersteig. In diesem Klettergebiet ist der Fels zum Teil recht brüchig und an unserem letzten Klettertag ist uns dann auch ein Griff ausgebrochen (zum Glück ohne Verletzungen!). Es gibt einige Routen auch im unteren Schwierigkeitsbereich, die Auswahl ist für etwas bessere Kletterer jedoch deutlich größer. 

bröckeliger Kletterfels
Sieht unschuldig aus, ist aber extrem bröckelig….
Ghar Lapsi

Das Klettergebiet liegt im Südwesten der Insel und ist unserer Meinung nach das Schönste in ganz Malta. Entlang der Küste zieht sich der Fels, wobei die einzelnen Sektoren immer in kleinen Höhlen liegen (was aber nicht bedeutet, dass es nur Überhänge gibt!). Außerdem lässt sich hier am Abend wunderbar der Sonnenuntergang genießen. Um zu diesem Klettergebiet zu kommen kann man am gleichnamigen Parkplatz parken und dann zu den Routen laufen (wobei man einige Höhenmeter überwinden und zum Teil auch ein bisschen klettern muss). Wer auch mal vor einer Route im unteren sechsten Grad nicht zurück schreckt, der kann in diesem Gebiet auf jeden Fall zwei Tage verbringen.

Blick auf das Klettergebiet Ghar-Lapsi (links ist der Fels, rechts das Meer)
Ix-Xaqqa

Hier gibt es nur Mehrseillängen mit mindestens drei Pitches, die jedoch alle wirklich direkt am Meer sind. Das bedeutet aber auch, dass der Zustieg zum Beginn der Tour nur über Abseilen möglich ist und man nur durch Hochklettern wieder aus der Wand heraus kommt. Das sollte man auf jeden Fall immer im Hinterkopf haben und dementsprechend eher eine Schwierigkeit unter dem eigentlichen Können wählen (zumal uns die Routen schwieriger vorkamen als angegeben war). Darüber hinaus sind nicht alle Mehrseillängen durchgehend Sportkletterrouten. Gut informiert und ausgerüstet ist das Gebiet jedoch zum Klettern wirklich sehr zu empfehlen.

Mann der sich abseilt
Abseilen zum Beginn der Mehrseillänge in Ix-Xaqqa

Klettern auf Gozo

Gozo erreicht man mit der Fähre vom westlichen Zipfel Maltas in einer halben Stunde. Zuerst hatten wir geplant nur einen Tag in Gozo zu bleiben und am Abend wieder zurück zu fahren. Von Bekannten wurde uns jedoch vorgeschwärmt, wie toll Gozo zum Klettern sei und dass man dort auf jeden Fall zwei Tage verbringen kann – weshalb wir uns umentschieden und eine Unterkunft buchten (Tipp: Grotto‘s Paradise B&B, total nette Gastgeber und tolles Frühstück zum sehr bezahlbaren Preis). Rückblickend hätte klettertechnisch für uns auch ein Tag gereicht, aber dazu später mehr. 

Wie schon erwähnt verkehren zwischen Malta und Gozo Autofähren. Um auf die Fähre zu kommen sollte man insbesondere zu Stoßzeiten ein bisschen Zeit einplanen (es gibt jedoch eine App von der Fährgesellschaft die recht detailliert über die aktuelle Wartezeit informiert). In Gozo angekommen sind wir direkt zum Wied il-Mielah gefahren. Dieser Fels sieht enorm imposant aus und ist daher auch ein beliebtes Fotomotiv, tatsächlich sind die Routen aber relativ einfach. Die Schwierigkeit ist lediglich, dass alle Stände sehr nah am Wasser sind und man daher immer ein bisschen aufpassen muss, damit die Seilenden nicht ins Wasser fallen. 

Kletterfels
Blick auf den Wied-il-Mielah, die Kletterrouten verlaufen direkt an den drei Außenkanten.

Am Abend sind wir dann noch in der Hauptstadt Victoria essen gegangen (weitere Empfehlung: Pizzeria Casa Vostra, hier gibt es auch sehr leckere vegane Pizza!) und haben die Cittadella angeschaut. Gozo ist wirklich deutlich schöner als Malta, allein deshalb lohnt sich hier ein Übernachtungsbesuch. Am nächsten Tag wollten wir dann noch zu einem anderen Klettergebiet allerdings waren wir dort ein bisschen von der zum Teil abenteuerlichen Absicherung abgeschreckt. Wenn man selber Sicherungen legen kann geht das vermutlich trotzdem, uns war es zu unsicher. Wir beschlossen dann, direkt wieder zurück nach Malta zu fahren und am Radar-Point noch ein bisschen zu klettern. 

Insgesamt haben wir in Gozo also nur zwei von den acht Klettergebieten gesehen und sind nur in einem wirklich geklettert. Für eine fundierte Aussage darüber, wie gut sich Gozo zum Klettern eignet ist das wohl ein bisschen wenig. Da die Insel jedoch wirklich sehr schön ist lohnt sich ein Abstecher aber auf jeden Fall. Und wenn man etwas weniger risikoscheu ist (oder besser für Trad-Climbing ausgestattet ist), kann man hier vermutlich auch mehr Tage verbringen. 

Aktivitäten für Pausetage

Im Gegensatz zu Kreta, wo wir letztes Jahr im Kletterurlaub waren, bot Malta für uns nicht wirklich viele Aktivitäten für Pausetage. Ich bin meistens eine Runde laufen gewesen, wobei der Verkehr wirklich extrem ist und es um Valetta nicht so schöne Laufrouten gibt. Durch die Steinstrände (und die doch etwas kühleren Temperaturen) ist auch am Strand liegen wenig verlockend. Einzig Gozo bietet noch mehr Möglichkeiten auch außerhalb des Kletterns und ist auch verkehrstechnisch ein bisschen entspannter. 

Bild mit Booten und Häusern
Hotelbunker, Steinstrände und viele einzelne Buchten prägen das die Küste Maltas

Fazit

Trotz der Tatsache, dass wir die Insel nicht so schön fanden, haben wir den Kletterurlaub wirklich sehr genossen! Auch Ende Dezember war das Wetter noch gut und die Temperaturen perfekt zum Klettern. Gleichzeitig war nicht allzu viel los und wir sind uns nicht mit anderen Kletterern in die Quere gekommen. Die Routen sind gut abgesichert und es gibt auch für untere Schwierigkeitsgrade einige interessante Möglichkeiten. Wenn man wirklich alle Klettergebiete erkunden möchte sollte man mindestens zwei Wochen einplanen, ansonsten ist aber vermutlich auch eine Woche völlig ausreichend.