- Ich bin dafür verantwortlich, dass es mir gut geht.
Habe ich gerade Hunger? Bin ich müde? Möchte ich in ein Hotel? All das sind total entscheidende Fragen und meistens gibt uns der eigene Körper darauf die richtigen Antworten. Man sollte sich häufiger erlauben auf diese zu hören und versuchen, die eigenen Bedürfnisse gegenüber anderen Menschen durchzusetzen.
Interessanterweise habe ich in den letzten Wochen oft an die Tour zurück gedacht. Und mich auch im Alltag, insbesondere dann, wenn es mir nicht so gut ging reflektiert: wie kann ich mir genau jetzt etwas gutes tun? Und ich habe gelernt, mich besser abzugrenzen und einfach auch zu sagen: ich muss jetzt schlafen! Ich muss jetzt essen!
- Es lohnt sich Dinge zu machen, die einem Angst machen/ unsicher erscheinen.
Mitten in der Nacht Fahrrad fahren? Einen Pass im Dunkeln erklimmen? Draußen schlafen?
Bei all diesen Erlebnissen hat es sich gelohnt, die eigene Angst zu überwinden. Denn dies wurde mit den besten Erlebnissen quittiert und die Ängste sind glücklicherweise nie wahr geworden!
Auch jetzt muss ich mich immer noch überwinden Dinge zu tun. Beispielsweise alleine in die Berge zu fahren oder im Wald übernachten. Ich tendiere dazu, dann doch die Gemeinschaft zu suchen und die Aktivitäten mit anderen zusammen zu machen. Aber ich versuche, mich immer wieder bewusst an meine Erlebnisse zurück zu erinnern und auch im Alltag herauszufordern.
- Situationen können sich unglaublich schnell ändern.
Der Tag in den Dolomiten war wirklich unfassbar anstrengend! Aber was für eine Wendung alles genommen hat, als ich den anderen Racer getroffen habe und wir uns ein Zimmer teilen konnte. So konnten wir duschen und ein richtig tolles Essen genießen. Und dann drinnen schlafen, während draußen das Gewitter getobt hat.
Auch im Alltag wechseln sich Hochs und Tiefs ja oft ab. Man kann eben nicht immer gute Laune haben und man kann sich nicht immer gut fühlen. Manchmal zweifelt man an sich. Manchmal hat man Angst. Manchmal ist einem einfach alles zu viel. Aber das ist okay und das gehört zum Leben dazu!
- Erst Durchatmen, dann verzweifeln.
Nach meinem Unfall hatte ich wirklich das Gefühl: jetzt ist die Tour vorbei! Einfach, weil mein Fahrrad so demoliert ausgesehen hat und ich die Schwere der Schürfwunden nicht ganz einschätzen konnte. Aber es hat sich gelohnt, sich einfach einmal in Ruhe hin zu setzen, durchzuatmen und den Schaden zu begutachten: ist es wirklich so schlimm, wie ich denke? Kann ich das nicht wieder reparieren? Und genau so war es dann ja auch.
Fix your own problems ist ein Zitat von Jenny Tough, der mir seit der Tour immer wieder im Kopf rum schwirrt und der sich auch sehr gut auf den Alltag anwenden lässt. Egal was für Herausforderungen auch auf einen zukommen – es lohnt sich selber Verantwortung dafür zu übernehmen und Lösungen zu finden.
- Das Leben ist einem nichts schuldig.
Warum bin ich nicht schneller? Warum musste ich stürzen? Diese Gedanken haben mich während der Tour manchmal beschäftigt. Ich musste mir immer wieder bewusst machen, wie unglaublich privilegiert ich bin, dass ich diese Tour machen darf. Dass ich genug Geld habe und die körperliche Fitness.
Auch das habe ich versucht auf den Alltag anzuwenden. Statt mich darüber zu ärgern, wie viel Stress ich gerade auf der Arbeit habe, habe ich versucht dankbar zu sein, DASS ich überhaupt eine Arbeit habe. Und statt neidisch auf die zu schauen, die – in den eigenen Augen – schon viel mehr erreicht haben, auf die, die weniger weit sind. Oder es gar nicht erst versucht haben.